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Schmuck oder Aktien?

Der Bilanzskandal des einstigen Börsenstars aus dem Münchner Vorort Aschheim richtet am Standort Deutschland einen Schaden an, dessen Ausmaße zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollends abzusehen sind. Wirecard das war bis vor kurzem noch ein Versprechen auf die Zukunft; darauf, dass innovative Digitalkonzerne nicht nur in Kalifornien und an Chinas Ostküsten gedeihen können, sondern auch im Alpenvorland. Jetzt ist der ehemalige Chef gegen Kaution noch auf freiem Fuß. Eine andere Schlüsselfigur im Rätsel um fehlende 1 ,9 Milliarden Euro in der Bilanz untergetaucht, der Börsenwert größtenteils vernichtet. Die Regie führt künftig der Insolvenzverwalter. Eigentlich gilt der Satz, dass die Insolvenz nicht automatisch das Ende bedeutet. Im Fall Wirecard gilt dies Jedoch nicht. Denn mit dem angerichteten materiellen Schaden, dessen Aufarbeitung die Gerichte noch lange beschäftigen dürfte, geht auch ein dramatischer Vertrauensverlust einher. Der Name Wirecard steht künftig als Synonym für Lug und Betrug, für undurchsichtiges Geschäftsgebaren und ein Versagen sämtlicher Prüf- und Aufsichtsinstanzen. Die Kunden wenden sich längst anderen Anbietern zu; ganz zu schweigen von den möglichen Folgen für die deutsche Aktienkultur: Wenn unzählige Kleinanleger nun Schiffbruch erleiden, droht ein neuer Telekom-Moment. Die Aktien sind eben nur Papier, das so gut ist wie die Macher, die es erschaffen haben. Das beim Wirecard investierte Geld hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst, das kann beim Schmuck nicht passieren.

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