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Neulich in meinem Laden

Diamantbericht...Die Woche schleppte sich so dahin. Bislang keine ungewöhnlichen Vorkommnisse. Ein paar Reparaturen von Schließen hier, ein Batteriewechsel da, und die üblichen Kleinverkäufe zu nicht runden Geburtstagen oder anderen Jubiläen Da geht die Ladenglocke und ein alter Kunde, den ich schon seit fast zwanzig Jahren kenne, betritt die Geschäftsräume. Nach einer herzlichen Begrüßung und der obligatorischen Frage, wie es denn in diesen Zeiten so gehe, eröffnet er mir den Grund seines Kommens: „Hör mal, ich will mein Erspartes endlich inflationssicher anlegen. Gold ist schon viel zu weit nach oben gegangen. Daher will ich es lieber mit Diamanten versuchen.“

Eine kluge Wahl, entgegne ich ihm. Ob er denn schon wisse, welche Summe er anzulegen gedenke? „Hunderttausend Euro“, lässt er mich mit einem wissenden Grinsen wissen. So weit, so gut, sage ich und freue mich innerlich schon auf ein gutes Geschäft. Ich unterbreite ihm nach wenigen Minuten ein gutes Angebot, um ihm den Einstieg in das Diamanten-Investment so vorteilhaft wie möglich zu machen. Er schaut sich den ihm vorgelegten Zettel an, sein Blick gleitet prüfend über die dort aufgeführten Zahlen. Als er aufblickt, sagt er zu mir: „Du, das ist schon ganz gut. Aber schau mal hier, das habe ich im Internet gefunden.“ Und er hält mir ein Angebot von Ph. Hahn Söhne KG/55743 Idar-Oberstein unter die Nase.

Kurz überfliege ich die dort gemachten Konditionen. Schließlich sage ich zu ihm: „Tut mir leid, alter Freund. Zu diesem Preis kann ich Dir die Steine nicht liefern. Denn die Firma Hahn aus Idar-Oberstein ist auch mein Lieferant!“ Verblüfft schaut er mich an und sagt erst einmal nichts. Dann fährt es aus ihm heraus: „Aber wie willst Du denn dann noch mit Deinen Kunden ins Geschäft kommen, wenn die Dir jeden Preis unterbieten?“ „Tja, keine Ahnung.“, sage ich. „Wie dieses Geschäftsmodell funktionieren soll, hat mir bisher auch noch keiner erklären können.“