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Goldskandal

Diamantbericht...Die Situation bei der Bonus.Gold GmbH/Köln ist laut Experten besorgniserregend. Kunden versuchen bisher vergeblich an ihr Gold zu kommen und sind verzweifelt. Dabei könnte es bereits zu spät sein, das dort hinterlegte Gold abzurufen.

Am Telefon geht niemand ran, Mails kommen zurück. Zuletzt wurden nun die Firmenanteile verkauft und ein neuer Geschäftsführer aus dem englischen Kent bestellt. Das ist laut dem Blog Investmentcheck.de die Situation bei der Bonus.Gold GmbH aus Köln. Anleger können nach Recherchen des Handelsblatts auch nicht mehr auf ihre Kundenkonten zugreifen.

Am 22. Januar 2017 gründeten Özkan Söylemez, Cemal Gümüs und Dominic Berberich zu gleichen Teilen die Bonus.Gold GmbH. Zur Geschäftsführerin bestellten sie Gabriela Bott. Nicht einmal zwei Monate später kaufte die Geschäftsanteile Murat Kaynar, der Bott auch als Geschäftsführerin ablöste. Gute drei Monate später übernahm Taha Atakan Kaynar von seinem Vater die Geschäftsanteile sowie die Geschäftsführung. So blieb es bis vor kurzem. Am 3. September übernahm Ernst Günther Dollmann aus Kent schließlich die Geschäftsanteile und die Geschäftsführung.

Ex-Chef Atakan Kaynar ist seit Tagen weder für das Handelsblatt noch für Vertriebsmitarbeiter erreichbar. Zudem sorgt eine Razzia mit unklaren Hintergründen für Verunsicherung. In seinem Blog Investmentcheck.de zitierte Finanzjournalist Stefan Loipfinger am Montag aus einer Mail von Murat Kaynar, dem Vater des früheren Bonus.Gold-Inhabers Atakan Kaynar. „Bei den Durchsuchungen handelte es sich um einen Verdacht der Zusammenarbeit mit einem Kunden, der neu zu uns gekommen war, wobei aber gegen uns nichts gefunden wurde“, schrieb er. Die Kaynars hätten in der Coronakrise die Goldverträge rückabwickeln wollen. „Allerdings konnten wir uns nicht mit dem Vertrieb einigen und hatten auch aus diversen Gründen kein Vertrauen mehr zum Vertrieb.“ So sei die Firma mit „allen Goldbeständen, Forderungen und Verbindlichkeiten“ verkauft worden.

Bonus.Gold hatte laut Handelsblatt ein so genanntes „Bonusgold“, eine Art Zins, versprochen, wenn Kunden ihr bei der Firma gekauftes Gold dort einlagern statt es sich ausliefern zu lassen. Bis zu 22 Prozent in zwei Jahren versprach Bonus.Gold den Anlegern. Mit diesem Versprechen verkaufte Kaynar nach eigener Auskunft rund 890 Kilogramm Gold. Nun wird immer offensichtlicher, dass es bei Bonus.Gold massive Probleme gibt, die Anleger teuer zu stehen kommen können. Laut dem Handelsblatt erinnert das Geschäftsmodell von Bonus.Gold auch an das der Skandalfirma Pim Gold, deren ehemalige Chefs sich ab Oktober vor Gericht verantworten müssen.

Finanzjournalist Stefan Loipfinger von Investmentcheck.de meint, die Entwicklung bei Bonus.Gold ist „extrem besorgniserregend“. Eine Firma, die nicht mehr für ihre Anleger erreichbar sei, verdiene deren Vertrauen nicht. „Leider scheint es aber zu spät zu sein, um das dort hinterlegte Gold abzurufen, wie es eigentlich die Verträge vorsehen. Sollte Bonus.Gold nun auch noch an den englischen Wohnsitz des neuen geschäftsführenden Gesellschafters verlegt werden, wird alles noch komplizierter“.

Dass Anleger allen Grund haben zu zweifeln, bestätigt auch ein Gutachten des Frankfurter Rechtsanwalts Christian Seyfert, aus dem das Handelsblatt zitiert: Die Bestände der Bonus.Gold, die als Kommissionsware bei Herstellern von türkischem Hochzeitsschmuck lagerten, seien demnach „wirtschaftlich gefährdet“. Seyfert ist ein Insider, bis Anfang des Jahres vertrat er auch die Bonus.Gold. Es bestehe das Risiko, schrieb Seyfert nun im September, dass das den Händlern in der Türkei überlassene Kundengold „nicht oder nur teilweise oder zu einem späteren Zeitpunkt“ herausgegeben würde. Schlimmstenfalls seien Verluste von bis zu 50 Prozent vorstellbar. Weitere 15 bis 25 Prozent Verlust könnten eintreten, wenn der bereits fertiggestellte Schmuck im derzeitigen Marktumfeld zu Schleuderpreisen verkauft werden müsse.