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Verschwindet das Bargeld?

Wird es bald notwendig sein, eine Grundversorgung mit Bargeld in Deutschland durch staatliche Vorschriften sicherzustellen? Ökonomen schließen das nicht aus. Immerhin hat die Ablösung der Barzahlung im Handel durch die Corona-Pandemie einen bemerkenswerten Schub erfahren. Laut der Bundesbank liegt der Umsatzanteil des Bargeldes nur noch bei 30 Prozent, das war ein Rückgang gegenüber 2017 um 18%. Aber als viele Kartenterminals im Handel vorübergehend nicht funktionierten, registrierte die Bundesbank, dass Kunden an den Geldautomaten vorsichtshalber etwas mehr abgehoben haben. Die technische Verwundbarkeit der Kartenzahlung war auf einmal zu einer ganz praktischen Gefahr geworden. Die Karte scheint sich aber in einer Art evolutionärem Prozess immer mehr durchzusetzen. Ist das schlimm? Die Postkutsche ist auch irgendwann verschwunden. Die Annahme von Kaiser Wilhelm II., das Automobil werde nur eine vorübergehende Erscheinung sein, hat sich bis heute nicht bewahrheitet. Die Deutschen loben das Bargeld - aber benutzen es immer weniger. Wird das sein Ende sein? Eine große Mehrheit aber sagt weiterhin, sie wolle das Bargeld behalten. Das zentrale Argument dabei ist die Anonymität des Bargeldes und der Schutz der Privatsphäre. Offenbar ist es damit aber fast ein bisschen wie mit den kleinen Läden im Dorf die im Prinzip jeder haben will, die in der Praxis aber kaum benutzt werden. Wünschenswert ist es, weiter mehrere Möglichkeiten zum Bezahlen zu haben. Wenn das Kartenterminal kaputt ist, zückt man eben einen Schein. Grundsätzlich ist es ein beruhigendes Gefühl, sich in so einer wichtigen Frage wie der des täglichen Bezahlens nicht vollkommen abhängig zu machen von bestimmten Anbietern, die eigene Interessen verfolgen. Damit es uns mit dem Bezahlen nicht irgendwann so ähnlich ergeht wie mit dem russischen Gas.

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