Diamanten könnten knapp werden

Bloomberg
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Die Nachfrage nach Diamanten steigt. Trotzdem investiert die Branche Experten zufolge seit einigen Jahren deutlich weniger in die Erkundung neuer Vorkommen.

Falls man etwas mehr Geld auf der hohen Kante hat, kann man bis Freitag dieser Woche Diamanten bis zu 316.000 Karat erstehen. Die Auktion wird in Simbabwe gehalten. Die Diamanten-Produktion nimmt dort wieder Fahrt auf. Das afrikanische Land will heuer 4,1 Millionen Karat Diamanten produzieren, fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Damit liegen die staatseigenen Minen klar im Trend. Auf dem Höhepunkt im Jahr 2012 betrug die Produktion des südafrikanischen Landes zwölf Millionen Karat. Danach war das Interesse an Diamanten weltweit gesunken. Jetzt glitzert das Geschäft wieder.

Steigende Nachfrage in China

Im vergangenem Jahr wurden weltweit 20 Prozent mehr Rohdiamanten geschürft – also 151 Millionen Karat, besagt der "Global Diamond Report" der Bain & Company. Denn die Nachfrage steigt, vor allem in den USA und China. Im Reich der Mitte begeistern sich vor allem Milliennials sowie junge Frauen für den Brillantschmuck. Sie lassen sich die Diamanten allerdings nicht mehr schenken, sondern kaufen sie zunehmend selbst. "Dieser Trend wird sich voraussichtlich bis in die 2030er-Jahre fortsetzen", kommentiert Oliver Merkel von Bain & Company die positive Entwicklung am Luxusmarkt.

Genügsam sind die jungen Kunden keineswegs. Groß und von hoher Qualität sollen die Klunker sein. Ein Karat entspricht 0,2 Gramm des härtesten Stoffs der Welt. Die Bewertung hängt unter anderem von Farbe und Reinheitsgrad ab. Der Preis für einen Einkaräter in bester Qualität lag 1960 bei 2700 Dollar und kostete 2010 bereits 25.000 Dollar.

Mit dem stetig steigenden Preis könnten sich die Hochkaräter auf der hohen Kante als gute Anlage erweisen. Denn herkömmliche Diamanten könnten knapp werden. Minen würden langsam an ihre Erschöpfungsgrenze stoßen, kommentiert Paul Zimnisky von Diamond Analytics. Trotzdem investiere die Branche seit einigen Jahren deutlich weniger in die Erkundung neuer Diamantenvorkommen.

Auch für die farbigen Steinchen sieht es düster aus. Rio Tintos Abbaustätte Argyle in Western Australia fördert 90 Prozent der rosa Diamanten weltweit. Die sind äußerst selten und machen nur 0,01 Prozent der globalen Diamantenproduktion aus. 2020 soll die Förderung nach 37-jähriger Produktionsdauer eingestellt werden. Dann könnte sich auch das Angebot von roten und violetten Diamanten, die ebenfalls dort gefördert werden, deutlich verknappen.

Außerdem will auch der Minenriese Diavik in den kanadischen Nordwest-Territorien 2024 seine Produktion einstellen. Er gehört zu 60 Prozent Rio Tinto.

Steigende Umsätze für Juweliere bleiben vorerst allerdings aus. Zimnisky bezeichnet die derzeitigen Marktkonditionen als „Krise“. Die Umsätze großer Diamanten-Anbieter seien eingebrochen, schreibt er in seiner jüngsten Analyse. Der Industrieführer Signet mit einer höheren Marktkapitalisierung als Tiffany & Co. verlor das Vertrauen des Marktes. Die Aktien notierten zuletzt bei 16 Dollar, vor einem Jahr notierten sie noch bei 65 Dollar. Für heuer rechnet der Diamanten-Experte mit einer weltweiten Förderung von 143 Millionen Karat – also deutlich unter dem Volumen von 2018.

Blutdiamanten

Auch für die Auktion in Simbabwe sind bisher weniger Käufer angemeldet als erwartet. Interesse wurde aus Belgien, Dubai, Indien, Israel und Südafrika bekundet. Simbabwe steht immer wieder für Misshandlungen seiner Minenarbeiter in der Kritik. Blutdiamanten sicherten die Macht von Robert Mugabe. Auch nach dem Machtwechsel bleiben Zwangsarbeit und Gewalt ein ernstes Problem. Die neue Regierung hat versprochen die Umstände zu verbessern. Außerdem nimmt das Land an dem Kimberly-Prozess teil. Dabei handelt es sich um ein System, das über staatliche Herkunftszertifikate den Handel mit Blutdiamanten unterbinden soll. (mad)

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