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Faires Gold: «Könnten in der Schweiz fünffache Menge absetzen»

Die Überprüfung fairer Bedingungen beim Schürfen von Gold ist mit viel Aufwand verbunden. Ein Label gibt den Abnehmern Sicherheit. Foto: Henner Frankenfeld (Bloomberg, Getty Images)

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Das gute Gewissen hat seinen Preis. Ob die CO2-Kompensation bei Flugtickets oder der Bioaufkleber beim Käse: Konsumenten bezahlen mehr, um die Natur zu schonen und den Produzenten einen fairen Verdienst zu garantieren. Und so gibt es in der Schweiz mittlerweile auch faires Gold von Max Havelaar zu kaufen. Es versichert den Käufern, dass ihr Goldschmuck unter anständigen Bedingungen gefördert wurde. Die Mengen des fair geförderten Edelmetalls sind bescheiden. Nach einigen Startschwierigkeiten hofft das Gold-Label nun auf den Durchbruch.

«Die Nachfrage nach fairem Gold ist gross», so Markus Staub, bei Max Havelaar für Fair-Trade-Gold zuständig. «Wir könnten die fünffache Menge in der Schweiz absetzen.» International schätzt er das Potenzial langfristig auf 10 bis 15 Tonnen pro Jahr. Dieses Jahr hat das Label rund 400 Kilo Gold zertifiziert, im Vergleich zum Vorjahr ist das fast doppelt so viel. Zum Vergleich: 4000 bis 5000 Tonnen beträgt der weltweite Goldbedarf pro Jahr. Rund die Hälfte wird für Schmuck benötigt, wichtige Abnehmer sind aber auch Zentralbanken und Vermögensverwalter.

Doch die Abnehmer halten sich zurück, solange nicht gewährleistet ist, dass genügend faires Gold verfügbar ist. Zu den Abnehmern des Max-Havelaar-Golds zählen neben verschie­denen Kantonalbanken kleine Goldschmieden mit einem überschaubaren Bedarf oder grössere Firmen wie Atelier Swarovski für bestimmte Kollektionen. «Grosse Uhren- und Schmuckmarken brauchen viel Gold, es ist für uns aber noch schwierig, so viel anzubieten», sagt Staub.

Für Trauringe und Barren

Der Bedarf ist da. Das zeigt sich beim Berner Goldschmied Jörg Eggimann. Er verarbeitet Fair-Trade-Gold von Max Havelaar zu Schmuck. Einen grossen Teil ­davon zu Trauringen. «Das Bewusstsein der Kunden ist in den letzten Jahren gestiegen», so Eggimann. Er deckt daher fast seinen ganzen Goldbedarf aus fairen Quellen. Neben Max Havelaar setzt er auch auf die Stiftung Eco Andina. Sie zählt zu den Pionierinnen im ökologischen Bergbau. Das Gold wird in Argentinien in kleinen Mengen in viel Handarbeit möglichst umweltschonend gewonnen.

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Auch faire Goldbarren sind gefragt. Laut der Zürcher Kantonalbank ist Nachhaltigkeit für viele Bankkunden ein grosses Thema. Das zeige sich bei der steigenden Nachfrage nach Fair-Trade-Gold. «Das Potenzial ist sehr gross», so Drazen Repak, er leitet bei der ZKB den Handel mit Edelmetallen. «Wir würden mehr Gold abnehmen, wenn es verfügbar wäre», so Repak.

Der Preisaufschlag für faires Gold werde von den Kunden akzeptiert. Bei den kleinen Barren fällt er ohnehin kaum ins Gewicht. Das Fair-Trade-Label kostet eine Prämie von 2000 Dollar pro Kilo. Ein Kilo Gold kostet derzeit gegen 48'000 Franken. Den Fair-Trade-Aufschlag bekommt der Kunde rückerstattet, wenn er den Goldbarren der ZKB zurückverkauft. Die ZKB verkauft Fair-Trade-Goldbarren von 1 bis 10 Gramm. Weil die Goldmenge beschränkt sei, könne die Bank keine grösseren Barren anbieten, so Repak.

Der Markt ist da, doch ist es für Max Havelaar schwierig, diese Nachfrage zu befriedigen. Der Aufbau der zertifizierten Goldförderung in Peru ist für das ­Label nicht einfach. Die Zusammenarbeit mit den Fair-Trade-Minen sei eine Berg-und-Tal-Fahrt. «Wir brauchen Regelmässigkeit und ein Vertrauensverhältnis», so Staub. Die Mineure seien gewohnt, Entscheidungen von Tag zu Tag zu treffen. «Als wir die Marktnachfrage aufgebaut hatten, haben die Minen aufgrund der während Jahren kleinen Absatzmenge das Interesse verloren und sind ausgestiegen», erinnert sich Staub. Mit der Zertifizierung von 13 neuen Minen sei das Angebot wieder stabilisiert worden.

Risiko von Kinderarbeit

Max Havelaar setzt für die Förderung auf Peru. Fairmined, ein anderes internationales Gold-Label, ist in Peru, Kolumbien und in der Mongolei aktiv. In der Schweiz ist es weniger bekannt. Laut Mark Pieth macht dieser Weg Sinn. Der Rechtswissenschaftler an der Universität Basel hat ein Buch über den internationalen Goldhandel und die Rolle der Schweiz darin veröffentlicht. «In Ländern wie Peru oder Bolivien lässt sich fair Gold fördern», so Pieth. Mit Abstrichen gelte das auch für Kolumbien, obwohl die Förderung dort stärker von Kriminalität betroffen sei. In Afrika gibt es ebenfalls Projekte für faires Gold, etwa in Burkina Faso. Dort sei das Risiko für Kinderarbeit aber grösser. «Kinder werden in Löcher abgeseilt und graben dann dort nach Gold», sagt Pieth.

Er begrüsst die Rolle der Labels, die faires Gold garantieren. «Damit man sichergehen kann, dass das Gold im eigenen Hochzeitsring nicht von Kindern geschürft wurde, braucht es Institutionen, die das überprüfen», so Pieth. Sie kontrollieren den Ursprung des Goldes und die Lieferkette bis zum Goldschmied. Pieth sind auch Juweliere bekannt, die selber zu Minen reisen und das Gold vor Ort kaufen. Dafür ist ein grosser Aufwand notwendig. «Das geht nur, wenn man die Minen sehr genau kennt», so Pieth. Dieser Aufwand ist für viele Goldschmiede kaum zu bewerkstelligen. Goldschmied Eggimann empfindet die Fair-Gold-Labels als Hilfe. «Ich wäre überfordert, wenn ich mich selbst um die Beschaffung des Goldes aus fairen Quellen kümmern müsste», so Eggimann.

Pieth sieht bei den Gold-­Labels Verbesserungsbedarf: «Sie sorgen nicht optimal dafür, dass es für die Minen attraktiv ist, faires Gold zu fördern». Viele kleine Minen operierten unter katastrophalen Bedingungen. In seinem Buch beschreibt Pieth Kinderarbeit, Alkoholismus und den Einsatz giftiger Substanzen wie Quecksilber und Zyanid. Die nicht industriellen Minen sind in einigen Regionen weit verbreitet. «Die informellen Minen sind brutal und gehen nicht umweltschonend vor», sagt der Strafrechtler und Antikorruptionsexperte. Damit in den Minen die Zustände verbessert können, brauchen sie eine bessere Finanzierung. «Die Zusammenarbeit mit den Minen muss langfristig sein und sich für die Mineure lohnen», so Pieth.