Die J12 Paradoxe Diamonds mit Diamanten im Baguetteschliff. (Bild: PD)

Die J12 Paradoxe Diamonds mit Diamanten im Baguetteschliff. (Bild: PD)

Jubiläum

Chanel feiert den 20. Geburtstag der ikonischen J12-Uhr mit einer extravaganten Kollektion

Timm Delfs Uhren
Vor zwanzig Jahren stellte Chanel das Modell J12 vor, das von Jacques Helleu designt und komplett aus schwarzer Keramik gefertigt war. Es sollte der Grundstein für Chanels Entwicklung zu einer ernstzunehmenden Uhrenmarke werden.

Um sich der Tragweite von Jacques Helleus Entwurf, der im Jahr 2000 als J12 auf den Markt kam, bewusst zu sein, hilft es, sich die übrigen Uhren in Erinnerung zu rufen, die damals von etablierten Uhrenmarken angeboten wurden. Blättert man durch Kataloge jenes Jahres, findet man fast ausnahmslos Uhren aus Stahl, Gold, Weissgold oder solche, die Stahl und Gold miteinander kombinieren, das sogenannte «Bicolor».

In absolutem Schwarz

Jacques Helleu, der 1956 achtzehnjährig zu Chanel gekommen war und dort zunächst als Werbedirektor arbeitete und erst in den 1980er Jahren die Uhrensparte betreute, war Ende der 1990er von den Möglichkeiten der extrem harten Hightech-Keramik fasziniert. Rado war in dieser Zeit die einzige Uhrenmarke, die konsequent die Möglichkeiten dieses Materials auslotete und mit dessen Unverwüstlichkeit warb.

Abgesehen von der Härte und dem unveränderlichen Glanz des Materials faszinierte ihn dessen tiefes Schwarz, das in seinen Augen perfekt zu Chanel passte: «Sept ans de réflexion pour trouver le noir absolu et l’habitude qui doit renforcer le plaisir de regarder les heures (sieben Jahre Forschung, um das absolute Schwarz zu finden und die Möglichkeit, den Genuss beim Ablesen der Uhrzeit zu verstärken)», sagt er in seinen Memoiren.

Skizze der J12 von Jacques Helleu. (Alle Bilder: PD)

Skizze der J12 von Jacques Helleu. (Alle Bilder: PD)

Drei Jahre nach der tiefschwarzen J12 lanciert Chanel 2003 deren Antithese in Weiss und stellt erstmals an der «Baselworld» aus, als Signal der Absicht, sich inmitten der traditionellen Uhrenmarken zu etablieren.

Innovatives Material, traditionelles Design

Beim Design war Helleu weit weniger abenteuerlustig als bei der Wahl des Materials. Ihm, der sich sehr für den Segelsport interessierte, schwebte ursprünglich ohnehin eine Uhr für sich selbst vor. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass er sich an den Formen existierender Uhren für den Wassersport, insbesondere Taucheruhren, orientierte.

Die geriffelte Lünette, die allerdings nicht drehbar ist, lässt an den einseitig drehbaren Ring bekannter Taucheruhren denken, selbst die beiden seitlichen Wölbungen zum Schutz der Krone finden sich an viel älteren Ikonen wie etwa der Rolex Submariner, die ab 1959 mit einem solchen Flankenschutz versehen war. Selbst das Gliederarmband lehnte sich stark an diese Vorbilder an. Allerdings war es, wie auch das Gehäuse der Uhr, komplett aus polierten Keramikelementen gefertigt.

Helleu konzentrierte sich auf Details wie die Gestaltung des Zifferblatts und der Zeiger, die Typografie der Ziffern und die sinnlichen Rundungen von Gehäuse und Band, welche die J12 im Gegensatz zu ihren maskulinen Vorbildern zu einem Handschmeichler machten. Neben der einzigartigen Farbgebung liegt vermutlich auch darin der grosse Erfolg, den die Uhr, insbesondere bei Frauen, bis heute hat.

Eine Kollektion zum Geburtstag

Zum 20. Geburtstag der Uhr, den der 2007 verstorbene Helleu nicht mehr erlebte, unterzog sein Nachfolger Arnaud Chastaingt nicht nur die ursprüngliche J12 einer Verjüngungskur, sondern schuf gleich eine ganze Kollektion, die mit den Lieblingsfarben von Gabrielle Chanel, Schwarz und Weiss, spielt, mit dabei auch eine Nichtfarbe: Transparenz.

Helleus Nachfolger Arnaud Chastaingt.

Helleus Nachfolger Arnaud Chastaingt.

Die Chanel J12 Paradoxe ist eine zweigeteilte J12, die, wenn sie nur unter dem Ärmel hervorlugt, so tut, als wäre sie schwarz. Rutscht sie etwas weiter am Handgelenk herunter, offenbaren sich die übrigen zwei Drittel der Uhr schneeweiss. Arnaud Chastaingt gibt zu, dass seine Idee, schwarze und weisse Keramik miteinander zu verbinden, eine Herausforderung für die Konstrukteure darstellte,.

Die von Arnaud Chastaingt überarbeitete J12 mit Automatikwerk, ø 38mm, ab 6250 Franken (erst ab September lieferbar).

Die von Arnaud Chastaingt überarbeitete J12 mit Automatikwerk, ø 38mm, ab 6250 Franken (erst ab September lieferbar).

Wem das nicht genug Extravaganz ist, der werfe einen Blick auf die J12 Paradoxe Diamonds, bei der nur das rechte Drittel einer vorwiegend schwarzen Uhr mit baguetteförmigen Diamanten ausgefasst ist.

Die J12 Paradoxe Diamonds mit Gehäuse, Lünette und Zifferblatt aus schwarzer Keramik und 18 Karat Weissgold, mit Diamanten im Baguetteschliff besetzt.

Die J12 Paradoxe Diamonds mit Gehäuse, Lünette und Zifferblatt aus schwarzer Keramik und 18 Karat Weissgold, mit Diamanten im Baguetteschliff besetzt.

Ein Modell mit glasklarem Material

Mit der J12 X-Ray treibt Chanel das Spiel mit den Farben auf die Spitze. Die Uhr hat nämlich gar keine Farbe. Sämtliche Elemente, die bei der J12 gewöhnlich aus Keramik gearbeitet sind, bestehen bei dieser Version aus transparentem Saphirglas, das beinahe so hart und kratzfest ist wie Diamant. Da der Chefdesigner auch wünschte, dass man durch das Uhrwerk sehen kann, wurde dieses von Grund auf neu konstruiert. Darin wurden viele Teile, die normalerweise aus Messing bestehen, aus Saphirscheiben gefertigt. Dadurch scheinen die Zahnräder, welche die Zeiger antreiben, im Raum zu schweben. Selbst die Glieder des Armbands sind aus dem kratzfesten glasklaren Material gefertigt.

Die komplett transparente J12 X-Ray (Preis auf Anfrage).

Die komplett transparente J12 X-Ray (Preis auf Anfrage).

Weniger spektakulär ist die Kollektion J12-20, die diagonal von links oben nach rechts unten übersät ist von 20 winzigen Symbolen, die mit der Geschichte von Chanel zu tun haben, wie etwa einem Flakon N°5, einer Kamelie, der Lieblingsblume von Coco Chanel, einem Löwenkopf, Diamanten, einer Schere, einem Tweedjäckchen und vielem mehr.

Logomania: die J12-20 ø 38 mm aus weisser Keramik und Edelstahl, ab 7800 Franken.

Logomania: die J12-20 ø 38 mm aus weisser Keramik und Edelstahl, ab 7800 Franken.

Nach der rechteckigen ersten Chanel-Uhr «Première» von 1987 hat sich die J12 in zwanzig Jahren zur Ikone der Uhrenwelt von Chanel gemausert. Neben ihr haben es aber auch die jüngeren Damenlinien «Boy-Friend» und «Code Coco» sowie die Herrenuhr «Monsieur de Chanel» geschafft, sich als Statement mit hohem Wiedererkennungswert zu etablieren.