Ungewöhnliche Berufe: Im Gespräch mit einem Goldschmied

In unserer Serie „Ungewöhnliche Berufe“ treffen wir heute einen Goldschmied. Tom Janota von der Goldschmiede Herzblut in Augsburg hat uns einen Einblick in seinen Arbeitsalltag gewährt.

Ungewöhnliche Berufe: Im Gespräch mit einem Goldschmied

Nachdem wir vor Kurzem schon einer Buchbinderin über die Schulter blicken durften, haben wir es heute mit einem weiteren Handwerk zu tun: dem Goldschmieden. Tom Janota ist Goldschmiedemeister und betreibt zusammen mit Goldschmiedin Katrin Sieber die Goldschmiede „Herzblut“ in Augsburg.

Was ist die Aufgabe eines Goldschmieds?

Als Goldschmied geht es vor allem darum, Kundenwünsche zu verstehen und optimal umzusetzen. Schließlich soll der Kunde am Ende ein schönes und individuelles Schmuckstück in der Hand halten. Bei der Arbeit eines Goldschmieds kommen wertvolle Materialien zum Einsatz. Ich selbst verarbeite hauptsächlich Gold, Silber und Platin in allen Farbnuancen: Roségold, Rotgold und Weißgold. Die Edelmetalle kombiniere ich dann mit Edelsteinen, wie Diamant, Rubin oder Saphir.

Was ist das Erste, das du an einem Arbeitstag tust?

Ich schließe den Tresor auf und mache die Beize und Maschinen an, die ich brauchen werde. Als selbstständiger Goldschmied, muss ich dann erstmal E-mails beantworten. Ein angestellter Goldschmied richtet „nur“ sein Werkzeug her und kann sofort loslegen.

Wie kam es, dass du Goldschmied geworden bist?

Ein Freund von mir hatte damals einen Totenkopf-Ring und da haben wir gedacht, es wäre doch toll, wenn man sich so etwas selber machen könnte.

Am Ende der Realschule wusste jeder was er werden wollte, außer ich. -Tom Janota

Also bin ich von Goldschmiede zu Goldschmiede gelaufen und hab mich beworben, weil ich als kleiner Punker einen Totenkopf-Ring machen wollte. Mein erster Ring war dann auch tatsächlich ein Totenkopf-Ring. Den haben wir auch heute noch in der Kollektion.

Was macht deine Arbeit für dich so spannend?

Das Tätigkeiten-Spektrum ist sehr weit. Als selbstständiger Goldschmied kann ich um die ganze Welt reisen und die Orte besuchen, von denen das Material stammt, das ich verarbeite. Die Edelstein-Minen sind sehr faszinierend. Beim Reisen geht es los und es endet beim Online-Marketing. Dazwischen habe ich Kundenkontakt und natürlich das Handwerkliche. Das Schönste ist, wenn ich am Ende des Tages ein schönes Produkt in der Hand halte, das hochwertig ist und die edelsten Materialien der Welt vereint.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten brauchst du bei deiner Arbeit?

Man braucht Einfühlungsvermögen, um die Kundenwünsche richtig zu verstehen und ein Gespür für den Menschen. Ich gucke mir genau an, wie ein Kunde gekleidet ist und was für ein Typ Mensch er ist. Schließlich muss der Ring zu ihm passen und die Qualität muss stimmen.

Mein Ziel ist es, einen Ring herzustellen, der sich vertraut anfühlt, den man gerne trägt – wie die ausgelatschten Lieblingsschuhe – aber gleichzeitig toll aussieht. -Tom Janota

Für das Handwerkliche braucht man natürlich Geduld und Feingefühl und eine ruhige Hand. Außerdem ist ein Gespür für Ästhetik wichtig.

Die verrückteste Situation während deinem Job?

Wir haben damals eine Zeit lang in Namibia in einer Goldschmiede mitten in der Wüste gearbeitet. Da kamen plötzlich Angelina Jolie und Brad Pitt um die Ecke, die für ihre Kinder Armbänder anfertigen lassen wollten. Damit hätte ich in meiner Karriere nicht gerechnet.

Hier in Deutschland hatten wir mal einen Verlobungsring für jemanden angefertigt, der nach einiger Zeit wieder ganz verschämt in den Laden kam und fragte, ob man den eingravierten Namen im Ring wieder entfernen könnte. Wir sagten, klar, das können wir machen. Er war erleichtert und fragte gleich, ob wir dann auch einen anderen Namen eingravieren könnten. Klar, machen wir. Als er gemerkt hat, dass das alles so einfach geht, kam er öfter. Ich habe den Namen in dem Ring noch dreimal geändert.

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