Die Adventszeit ist schon eine wahre Herausforderung fürs Auge: Manchmal fast zu viel, dieses Funkeln und Strahlen kitschiger Weihnachtsbeleuchtungen in den Innenstädten. Wenn es hingegen um das Funkeln und Strahlen von üppigem Diamantschmuck und dergleichen geht, kann manch einer fast nicht genug davon bekommen.
Für die meisten ist der Anblick einer grossen Ansammlung von Schmuckpreziosen eher rar. Eine einmalige Gelegenheit bietet sich bis zum 20. Januar mit einer eindrücklichen Schmuckausstellung im Pariser Musée des Arts Décoratifs und zurzeit gerade auch hierzulande mit der Ausstellung «The Cartier Style» in Genf.
Vom 11. bis zum 18. Dezember stellt die Maison in ihrer frisch renovierten Boutique an der Rue du Rhône 35 rund 400 Objekte aus, die den typischen Cartier-Stil besonders gut darstellen. Im Fokus steht historischer Schmuck. Es gibt aber auch zeitgenössische Entwürfe sowie Haute Horlogerie und besondere Objekte zu sehen – etwa einen kostbaren Brieföffner.
Ausgewählte Stücke aus der «Cartier Collection», der hauseigenen Sammlung historischer Museumsstücke, zählen zu den Highlights. Interessant sind aber auch einige bemerkenswerte Positionen aus der «Cartier Tradition»-Kollektion, ebenfalls historische Teile, die restauriert und aufgefrischt zum Verkauf angeboten werden. Kuratiert wurde die Schau von «Image, Style und Heritage»-Direktor Pierre Rainero und Pascale Lepeu, seit 1983 Kuratorin und Direktorin der «Cartier Collection».
Ein käufliches Sautoir mit einer 160 Gramm schweren Barockperle, aus dem einstigen Besitz von Queen Mary eröffnet den Rundgang durch diverse Epochen, Themen und Stile. Ein Highlight ist ein mehrreihiges, opulentes Tutti-Frutti-Collier – ein rares historisches Exemplar des ikonischen, exotisch-bunten Cartier-Stils, das derzeit auf dem Markt erhältlich ist.
Ein Trend nicht nur in der Modebranche, sondern jüngst auch in der «Cartier Tradition»-Kollektion ist Gelbgoldschmuck sowie Entwürfe aus den siebziger Jahren. In der Ausstellung gibt es etwa ein wuchtiges Sautoir mit facettierten Gelbgold- und Korallenperlen und traubenförmigen Anhängern aus dem Jahre 1979 zu sehen und zu kaufen. Kostenpunkt: 160 000 Euro.
Zeitlos modern ist auch das gelbgoldene Set mit Collier, Brosche und Ohrringen mit ovalen, gerillten «Kaffeebohnen»-Elementen von 1955. Grace Kelly besass mehrere Modelle dieses Designs. Sie sollen zudem die Lieblingsmotive von Jeanne Toussaint gewesen sein, die von 1930 bis 1970 als eine der ersten weiblichen Kreativdirektorinnen überhaupt den Cartier-Stil massgeblich prägte.
Ein Meisterstück unter den ausgestellten und käuflichen «Tradition»-Modellen ist ein Platincollier in Form einer Rosengirlande. 1906 in den Pariser Cartier-Ateliers entstanden, zeichnet es sich unter anderem auch durch die filigrane «Mille grains»-Fassung, mit unzähligen, kunstvoll arrangierten Mini-Kügelchen. Das Collier kostet 3,8 Millionen Euro.
Die Ausstellung bietet nebst eindrücklichen Prunk- und Glitzergeschmeiden auch interessante Anekdoten der Weltgeschichte. Dass Schmuck etwa lange eine Männerdomäne war oder dass nach dem Börsencrash von 1929 auffällige Farbsteine überhaupt nicht gefragt waren und man deswegen auf zurückhaltenderen Entwürfe mit weissen und hellen Edelsteinen setzte.
Das wohl bekannteste Ausstellungsstück ist diese Brosche von Wallis Simpson. Die Herzogin von Windsor wurde dank ihrem extravaganten Stil auf vielen Fotografien dokumentiert. Die Brosche aus farbigen Steinen bestellte ihr Gatte, der Herzog von Windsor, bei Cartier Paris nach einer Reise in die Bahamas, wo der Vogel als National- und Wappentier gilt.
Nicht minder ikonisch sind die beiden Krokodile, ein grünes und ein gelbes, die gemeinsam ein Collier bilden. Der massive Halsschmuck war eine Bestellung der mexikanischen Filmschauspielerin María Félix im Jahre 1975: Gelbgold mit 1023 gelbleuchtende Diamanten, 1060 Smaragden und einigen Rubinen. Die Schauspielerin verkaufte den Schmuck später, «besuchte» ihn zur Besichtigung aber nach einer weiteren Weile bei Cartier wieder.
Ganz schön stattlich ist diese opulente Brosche in Gestalt eines Phantasievogels. Ist es ein Phoenix oder eher ein Paradiesvogel? Fakt ist, dass es sich um eine Spezialbestellung von 1948 handelt. Der Schmuck aus Platin und Weissgold verfügt über einen Diamant im Smaragdschliff von 2,76 Karat, zwei rechteckige Diamanten von 2,35 Karat und 1,29 Karat sowie 991 Baguette-, Brillant- und Fancy-Diamanten.
Der ikonische «Tutti Frutti»-Stil Cartiers vereint Inspirationen aus der exotischen Sehnsuchtsdestination Indien und dem Art-Déco-Stil. Ein besonderes Exemplar ist diese Platinuhr mit einem semi-transparenten Zifferblatt aus einem dünn geschliffenen Smaragd. Diamanten, geschnitzte Smaragden und Saphire und ein LeCoultre-Kaliber 118 vervollständigen die Preziose.
Dieser Panther aus dem Jahr 1949 aus Platin und Weissgold mit zwei gelben Diamanten im Birnenschliff als Augen ist mit einem Saphir-Cabochon von 152,35 Karat besetzt. Der Herzog von Windsor kaufte den Entwurf aus den Pariser Ateliers von Cartier und schenkte ihn seiner Frau. Es war nicht der einzige Cartier-Panther im Besitze der Herzogin.
Das Collier von Cartier Paris aus dem Jahre 1958 ist von Indien inspiriert. Es ist der jüngste Zugang in der Cartier Collection und trägt eine für Cartier bisher eher unbekannte Ästhetik. Die fünf Palmenmotive mit Diamanten im Brillantschliff sowie runden, facettierten Saphiren, Smaragden und Rubinen lassen sich abtrennen, um als Brosche getragen zu werden.
Die Ausstellung findet vom 11. bis 18. Dezember in der Cartier Boutique, Rue du Rhône 35, in Genf statt.
Bis zum 20. Februar 2022 dokumentiert diese Schau im Pariser Musée des Arts Décoratifs die Bedeutung der islamischen Kunst für die Herstellung von Schmuck und Accessoires der Maison Cartier seit dem frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart.