20 Jahre Goldschmiede Aeschlimann | 29. April 2022
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Eine Leidenschaft, die Freu(n)de schafft

Sie hat beim Meister gelernt und vor 20 Jahren seine Goldschmiede im Herzen von Thun übernehmen können. Warum Andrea Aeschlimann ausschliesslich auf Ökogold setzt und damit vielen ihrer Branche weit voraus ist.
Andrea Aeschlimann an ihrem Arbeitsplatz.
Andrea Aeschlimann an ihrem Arbeitsplatz.Foto: zvg

Nein, so schillernd wie das Material selber ist der Ruf von Gold nicht mehr. Im Jahr 2022 lassen sich Kundinnen und Kunden nicht länger vom verklärenden Glanz des Edelmetalls blenden. Sie wollen wissen, woher es kommt und ob die Menschen, welche in den Minen und entlang der Lieferkette arbeiten, anständig behandelt werden. Und ob die Verantwortlichen beim Abbau und der Verarbeitung Methoden und Materialien anwenden, mit welchen die Umwelt so wenig wie möglich belastet wird.

Die Thuner Goldschmiedin Andrea Aeschlimann beschäftigt sich schon lange mit dem Thema; seit 2015 setzt sie – wie mehr als 270 weitere Ateliers in der Schweiz – für die Herstellung ihres Schmucks ausschliesslich auf Ökogold. Im Unterschied zu Gold, das in Minen geschürft und dann verarbeitet wird, ist Ökogold Edelmetall aus Europa, das wiederverwertet wird. Konkret bezieht die Schmuckdesignerin, deren Goldschmiede heuer das 20-Jahr-Jubiläum feiert, den Rohstoff für ihre Stücke bei der Gyr Edelmetall AG in Baar ZG. Ein Unternehmen, das von der Non-Profit-Organisation «Responsible Jewellery Council» in London zertifiziert ist.

Warum jemand auf wiederverwertetes Gold setzt, liegt auf der Hand: Recyceltes Gold ist nachhaltig und ressourcenschonend, es wird ethischen und sozialen Standards gerecht. Was natürlich auch für alle anderen wiederverwerteten Metalle wie Palladium, Silber oder Kupfer gilt. Gerade weil ihr die Herkunft der Materialien so wichtig ist, arbeitet Andrea Aeschlimann seit Jahren oder gar Jahrzehnten mit ihren Lieferanten zusammen. Die Thunerin weiss: «Vertrauen ist die Basis allen Erfolgs.»

Und Erfolg, den hat sie. Nicht erst, seit sie vor 20 Jahren im Bälliz das Atelier ihres ehemaligen Meisters und Freundes Hans Schenkel übernehmen durfte und ihre eigene Goldschmiede eröffnete – eine kleine Wohlfühl-Oase mit Verkaufsraum im Landhausstil und einem Atelier, in dem die Leidenschaft für das Kunsthandwerk und seine grossartige Geschichte überall greif- und fühlbar werden.

Schon bei Hans Schenkel entwickelte Andrea Aeschlimann neue Ideen und Produkte. Zum Beispiel die Handbracelets, die heute so hip sind. So kreierte sie ihre ersten derartigen Stücke bereits vor 30 Jahren. Schon damals setzte sie neben Edelmetallen auf Perlen. «Sie sind mein Ding!», sagt sie und strahlt. «Bei praktisch jedem Schmuckstück, welches ich für das Lager anfertige, sind Perlen dabei.» Was sie besonders freut: «Auch bei echt vielen Kundenaufträgen darf ich mit Perlen arbeiten.»

Bemerkenswert ist, dass es Andrea Aeschlimann immer wieder gelingt, in ihren Arbeiten ihren ganz eigenen Stil sichtbar zu machen. Vielleicht ist auch ihre Liebe zu den unterschiedlichen Formen und Facetten von Schmuck genau das Wiedererkennungsmerkmal, das ihre Werke einmalig und eigenständig macht. Ganz egal, ob in modernen, klaren und schlichten Formen oder sehr verspielt, verschnörkelt und klassisch. Dass sie das Rad – sprich den Ring – nicht neu erfinden kann, ist dabei eine Herausforderung, der sich Andrea Aeschlimann gerne stellt. «Unterschiede müssen sein», sagt sie. «Denn jedes Paar trägt schlussendlich mit Freude seine eigenen, persönlichen Trauringe».

Dass in den letzten Jahren die Nachfrage nach «aus Alt mach Neu» merklich zugenommen hat, kommt der kreativen Frau mit einem grossen Herzen für die Umwelt entgegen. «Auch wenn es klischiert klingen mag: Meine Arbeit ist wirklich meine Leidenschaft und Berufung», sagt Andrea Aeschlimann. Ihr Wunsch: «Bei mir sollen sich alle wohlfühlen.» Dass in den Stunden, in denen Kundinnen und Kunden der Goldschmiedin bei der Arbeit über die Schulter schauen, schon so manche Freundschaft entstanden ist, erstaunt da nicht. Freundschaften notabene, die fürs Leben halten. Wie der Schmuck.