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Zeitenwende Rolex-Preise fallen offenbar weiter: Erste Modelle wieder unter Neupreis erhältlich – in Ausnahmefällen

Rolex GMT-Master II BLRO
Bis die GMT-Master II 126710blro, gerne "Pepsi" genannt, unter ihrem Neupreis von 10.500 Euro erhältlich ist, muss noch viel passieren – bei anderen Modellen sieht es aber besser aus.
© Rolex / Alain Costa
Jahrelang kannten die Preise für Rolex-Uhren auf dem Zweitmarkt nur eine Richtung: steil nach oben. Schon Mitte 2022 entspannte sich die Situation etwas – jetzt zeichnet sich offenbar ein Abwärtstrend ab, der von Dauer sein könnte.

Vor wenigen Jahren war es vollkommen normal: Fast alle Rolex-Uhren lagen in großen Städten bei mindestens einem Juwelier ab und an im Schaufenster, was fehlte, konnte zeitnah beschafft werden. Nur wenige Modelle, etwa die beliebte Daytona, entzogen sich der ständigen Verfügbarkeit. Bei den anderen Zeitmessern, durchaus auch bei Varianten der heute fast unerreichbaren GMT-Master II, war es sogar möglich, beim Kauf einer neuen Uhr auf dem Second-Hand-Markt viel Geld zu sparen. Rabatte waren damals durchaus üblich.

Seit ungefähr 2018, spätestens aber seit Ausbruch der Pandemie, sind diese Zeiten vorbei. Nahezu kein Juwelier hat seitdem aktuelle Modelle im Verkauf, die Uhren in der Auslage dienen ausschließlich der Anprobe. Wer sich verliebt und kaufen möchte, muss je nach Modell mit Wartezeiten von wenigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren rechnen – sollte der ersehnte Anruf des Juweliers überhaupt eines Tages erfolgen.

Für den "Gebraucht"-Markt, andere sagen Graumarkt, bedeutete die hohe Nachfrage und das geringe Angebot lange Zeit quasi freie Hand bei der Preisgestaltung lieferbarer Ware. Zu Hochzeiten konnte das schnell ein Vielfaches vom Kaufpreis sein – etwa bei besagter Daytona oder GMT-Master II.

Preise für Rolex-Uhren: Ein vorsichtiger Abwärtstrend

Mit den sich häufenden Sanktionen gegen Russland, dem ersten Einbruch der Kryptowährungen im Sommer dieses Jahres und der steigenden Inflation zeichnete sich im Juli erstmals ab, dass die steigenden Preise offenbar dennoch ein Limit gefunden hatten (hier erfahren Sie mehr). Der allmähliche Preisverfall, der sich erstmals abzeichnete, setze sich weiter fort, wie ein Bericht der Schweizer "Handelszeitung" aufzeigen will.

Die "Handelszeitung" bezieht sich auf einen Preis-Index von "Watchcharts", der vor allem US-amerikanische Inserate von Rolex-Uhren auf Plattformen wie "Rolexforums" oder Ebay beobachtet und analysiert. Ein Blick auf 30 beliebte Modelle soll beweisen: Die Preise waren seit 18 Monaten nicht mehr derart niedrig. Und mehr noch: Erste Modelle seien ab und an sogar wieder unterhalb der Neupreise erhältlich.

Die Trendumkehr könne "Watchcharts" bei inzwischen drei Modelle feststellen, weitere drei Uhren lägen demnach nur noch knapp im Plus. Der Vergleich erfolgte jeweils mit dem günstigsten verfügbaren Angebot. Demnach liege die Datejust mit 41 Millimetern Durchmesser bereits fünf Prozent unter Neupreis, die Explorer (Referenz 124273) rund ein Prozent und die Milgauss mit schwarzem Zifferblatt (116400GV) satte 14 Prozent. 

Kurz vor dem Überschreiten der Grenze seien außerdem die Modelle Sea-Dweller mit 0,4 Prozent über Liste, Explorer (124270) mit 0,7 Prozent Aufpreis und Sky-Dweller (326933) mit 0,8 Prozent Abstand zum Originalpreis.

Den größten Aufschlag verzeichne dem Index zufolge noch immer unangefochten die Rolex Daytona mit rund 72 Prozent Zuschlag, gefolgt von der GMT-Master II im "Pepsi"-Look mit 67 Prozent.

"Chrono24" bremst die Euphorie

Der nach eigenen Angaben "weltweit größte Marktplatz für Luxusuhren" "Chrono24" kann die Entwicklungen nicht in diesem Umfang bestätigen. Im Gespräch mit dem stern stellt Tim Stracke, CEO des Unternehmens, die Frage: "Handelt es sich um eine neue und ungetragene Uhr mit allem Zubehör oder eine gebrauchte Uhr ohne "Box & Papers?" Damit spricht Stracke das Problem an, das günstigste Angebot als Benchmark für Marktentwicklungen zu nehmen.

Stracke erklärt: "Beim Beispiel einer Rolex Milgauss (116400GV) ergibt sich aus den Daten unserer Plattform 'Chrono24' folgendes Bild: Die Verkaufspreise für neue bzw. ungetragene Uhren liegen bei über 11.000 Euro und damit ca. 23 Prozent über dem Ladenpreis bei einem Rolex-Konzessionär. Dort beträgt der aktuelle Listenpreis 8.950 Euro. Auch getragene Uhren mit Box und allen Papieren kosten auf dem freien Markt in der Europäischen Union noch mehr als 8.950 Euro – zumal die begehrten Modelle bei keinem Rolex-Konzessionär 'zum Mitnehmen' bereitliegen. Die Preise für gebrauchte Uhren variieren abhängig vom Zustand der Uhr und dem vorhandenen Zubehör. Möglich ist daher, dass eine stark gebrauchte Uhr ohne Papiere sowie Box und ohne einen Rolex-Service auch unter dem Ladenpreis angeboten wird. Das ist aber eine extreme Ausnahme."

Zeitenwende: Rolex-Preise fallen offenbar weiter: Erste Modelle wieder unter Neupreis erhältlich – in Ausnahmefällen

Er fügt hinzu: "Interessant ist dabei das regionale Preisverhältnis – vor allem in den USA sind Rolex-Modelle aktuell etwas günstiger zu haben. Dort können also die Preise auch in Ausnahmen unter dem Listenpreis liegen – europäische Kunden müssten die Uhr jedoch mit dem lokalen Mehrwertsteuersatz einführen, was den kleinen Preisvorteil in vielen Fällen ausgleicht. Die Schwankungen nach unten liegen zudem bei wenigen Prozent – auf unserer Plattform zumindest, die bei einem Bestand von mehr als einer halben Million Listings einen repräsentativen Überblick über den Weltmarkt gibt. Zusammenfassend kann man feststellen, dass es eine Marktkorrektur auf der Basis einer höheren Angebotsmenge gibt , die natürlich Einfluss auf die Preise hat. Das betrifft aber nicht nur Rolex."

Rolex trägt bislang nicht zur Entspannung bei

Auch wenn Rolex immer wieder beteuert, dafür sorgen zu wollen, dass begehrte Uhren wieder ein wenig häufiger verfügbar sind, dürfte es noch lange dauern, bis es soweit ist. Eine neue Riesenfabrik im schweizerischen Bulle mit 2000 Arbeitsplätzen soll Ende des Jahrzehnts in Betrieb gehen. Mit seinem neuen Programm für zertifizierte Gebrauchtuhren trägt der Konzern derweil nicht zur Senkung der Preise bei – sogenannte "Rolex Certified Pre-Owned"-Exemplare über Partnerjuweliere sind meist deutlich teurer als vergleichbare Angebote unabhängiger Händler (hier erfahren Sie mehr).

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