Die Corona-Pandemie belastet Pforzheims Schmuckschaffende sehr. Symbolbild: Adobe Stock
Kultur
Abgesagte Messen und vertagte Ausstellungen: So sehr belastet Corona Pforzheims Schmuckschaffende
  • Robin Daniel Frommer

Pforzheim/Enzkreis. Der aus Biên Hòa in Vietnam stammende Pforzheimer Goldschmied Sam Tho Duong (51) offeriert seine filigranen Kunststoffkreationen in Galerien zwischen Amsterdam und Zürich, Bangkok und Wien – alle, so berichtet er im PZ-Gespräch, sind derzeit jedoch geschlossen. „Die Nachfrage nach meinem Autorenschmuck hat massiv gelitten“, berichtet der vielfach mit Preisen ausgezeichnete Künstler. Humorvoll fügt er aber rasch noch hinzu: „Lediglich meine Arbeit ,Sanft & Sicher’ aus Toilettenpapier erfreute sich vieler Zitate – natürlich immer in ironischer Anspielung auf die gegenwärtigen Hamsterkäufe“.

Neben Papier und Etiketten setzt Duong bei seinen verblüffend raffinierten Unikaten auch recycelten Kunststoff, Avocado- und Kirschkerne, kupferkolorierte Ingwerwurzeln, Magneten, Perlen und facettierte Glassteine ein. Durch die derzeit zurückgegangene Herstellung von Schmuckstücken, so Sam Tho Duong weiter, sei die Beschaffung der von ihm bevorzugten Materialien kein Problem.

Schmuckdesignerin Jasmina Jovy (37) verbindet klassische Werkstoffe – Gold, Silber und Edelstahl, Perlen und Diamanten – mit modernem Design. Sie erlebt gegenwärtig, dass ihre Zulieferer langsamer als vor der Pandemie agieren:

„Durch die Kurzarbeit produziert die Mehrzahl der Firmen nur noch auf Sparflamme, aber die meisten Kunden gehen sehr verständnisvoll mit dieser Situation um.“

Unabhängig davon sieht sie Raum und Entwicklungszeit für kreative Ideen derzeit eingeschränkt – und hätte sich von kommunaler Seite eine Unterstützung bei der Betreuung ihres dreijährigen Sohns gewünscht. Für Jasmina Jovy steht im Vordergrund: „Wie geht die Stadt mit Künstlern und Designern in der Krise um – und was passiert danach? Gerade Institutionen wie die Hochschule für Gestaltung, das EMMA-Kreativzentrum und alle Sparten der Kultur sollten dauerhaft unterstützt werden.“

Schmuckgestalterin Kerstin Mayer (56) setzt bei ihren Kreationen auf Kunststoffe, Perlen und Steine, Glas, Textilien und Metalle, teils goldplattiert. Ihren „Werkraum Schmuck“ musste sie während der vorgeschriebenen Zeit vorübergehend schließen. Da ihre Kunden nicht mehr in das Ladengeschäft im zentralen Stuttgarter Bohnenviertel kommen konnten, mussten andere Wege gefunden werden. Kerstin Mayer berichtet: „Wir brachten Schmuck nach Hause oder verschickten ihn, besprachen Projekte am Telefon.“ Und weiter: „Eine Unsicherheit, wie die Zukunft wird, war natürlich da.“ Aber:

„Wer kreativ und ausgefallen arbeitet, ist magere Zeiten gewohnt, doch wir haben das Privileg, dass unser Beruf auch Leidenschaft ist.“

Kerstin Mayer weiß: „Wir müssen uns alle in eine neue Zeit einfinden, umdenken und uns gut vernetzen.“ Hierfür hat sich im Juli 2019 die Sektion Schmuck im Pforzheimer Kulturrat gegründet (die PZ berichtete): „Eine gute Koordination von Hilfestellungen wird wichtiger denn je, und ich meine, ein gesichertes Grundeinkommen für alle Menschen wäre an der Zeit.“ Ferner: „Ökologisches Handeln und eine Lebensform in Einklang mit der Natur zu entwickeln, ist das dringlichste Ziel weltweit.“

Weitere Infos über die Schmuckschaffenden im Internet: www.jasminajovy.com, www.gogotho.de/schmuck.html und www.schmuecken.de

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