Uhren-Kolumne

Ein Plädoyer für die Beziehungsuhr

Uhren-Kolumnist und Hodinkee-CEO Ben Clymer erklärt uns hier, warum es keine Männer- oder Frauenuhren gibt und welche Modelle sich zum Teilen besonders gut eignen.
Die UhrenModelle Rolex Datejust Vacheron Constantin Overseas und Bulgari Aluminium in der Uhren Kolumne von Ben Clymer.
Uhren-Modelle Rolex Datejust, Vacheron Constantin Overseas und Bulgari Aluminium Evan Angelastro 

Ein Plädoyer für die Beziehungsuhr

Ich möchte an dieser Stelle zum wiederholten Mal eine Meinung kundtun, die ich seit Jahren immer wieder in die Welt hinausschreie, auch wenn sie hin und wieder für Kontroversen sorgt: So etwas wie eine Herrenuhr gibt es nicht. Genauso wenig, wie es Damenuhren gibt. Es gibt einfach nur Uhren. Sie mögen unterschiedliche Größen haben und mit Diamanten und anderen Edelsteinen bestückt sein – oder auch nicht. Aber keine Uhr der Welt verlangt der Person, die sie trägt, bestimmte anatomische Voraussetzungen ab.

Allerdings gibt es durchaus einige Uhren, die einfach an jedem gut aussehen. Womit ich bei meiner nächsten streitbaren Meinung angekommen wäre: Es gibt nichts – wirklich nichts – Schöneres, als sich eine Uhr mit seiner besseren Hälfte zu teilen. Uhren sind die einzigen Schmuckstücke mit eigenem Herzschlag, und kaum ein Gegenstand ist ähnlich persönlich. Trägt man seine Uhr täglich, wird sie zu einem intimen Teil des Lebens, zu einer Art Metapher fürs eigene Dasein: Sie mag im Lauf der Jahre zwar Kratzer und Dellen abbekommen, aber wenn man sie sorgsam pflegt, tickt sie bis zu Ihrem Lebensende weiter.

Einige Modelle drängen sich als Beziehungsuhr förmlich auf, wie beispielsweise die ikonische Cartier Tank, die einem wohl mit als Erstes in den Sinn kommt. Die Tank sieht mit ihrer ruhigen Eleganz bereits seit über 100 Jahren an buchstäblich jedem Handgelenk gut aus.

Die Tank von Cartier.

Evan Angelastro 

Für ein sportlicheres Feeling bietet sich die Rolex Datejust an, die ich für die vielseitigste Armbanduhr der Welt überhaupt halte. Rolex stellt sie bereits seit über 70 Jahren in den verschiedensten Stilen und aus unterschiedlichen Metallen her. Und auch wenn es sich sicherlich lohnt, ein wenig mit den Größen zu experimentieren, um das richtige Modell für Ihre Partneruhr zu finden, werden Sie meiner Meinung nach mit der 36-Millimeter-Datejust aus Stahl und Gelbgold mit Jubilee-Armband am glücklichsten. Es verwundert wenig, dass dieses Modell zu den meistverkauften Rolex-Uhren überhaupt zählt. Die kontrastierenden Materialien, die markante geriffelte Lünette und das seidig-matte Armband verleihen ihm eine nahezu unwiderstehliche Anziehungskraft. (Lesen Sie hier: Das sind die 100 besten Uhren)

GQ-Kolumnist Ben Clymer.

Die Overseas-Linie von Vacheron Constantin landet seit ihrem Relaunch 2016 einen heimlichen Treffer nach dem nächsten. Und das 37-Millimeter-Modell dürfte selbst die versnobtesten Uhren-Nerds davon überzeugen, dass die Overseas in jede Sammlung gehört – gleich ob Mann, Frau oder divers. Sie hat ein hinreißend schlankes Edelstahlgehäuse, ein elegantes Armband und eines der feinsten Uhrwerke der Welt. Ganz abgesehen davon, dass sie mit auswechselbaren und anpassbaren Leder- und Gummibändern geliefert wird, sodass Sie und Ihr Counterpart die Overseas an Ihren jeweiligen Geschmack anpassen können. (Auch interessant: Gebrauchte Uhren kaufen: 5 Tipps, die Sie unbedingt beachten sollten)

Wenn Sie und Ihre bessere Hälfte sich wie so viele mit der 1990er-Jahre-Manie infiziert oder schlichtweg ein Faible für Uhren haben, die sich selbst nicht übermäßig ernst nehmen, dann stellt auch die Bulgari Aluminium, die das Label erst kürzlich relaunchte, eine äußerst interessante Option dar. Sie wurde 1998 als radikal luxuriöse Sportuhr mit einem ultraleichten Gehäuse aus reinem Aluminium, einem athletisch wirkenden Gummiarmband und natürlich der kultigen Einfassung mit dem BVLGARI-Logo auf den Markt gebracht. Die Aluminium ist ein eigenwilliger Klassiker, gemacht für alle, die mit dem verstaubten Image traditioneller Uhrmacherkunst nicht besonders viel anfangen können – und eine relativ bezahlbare Alternative zu anderen zeitlosen Modellen. (Lesen Sie hier: Das sind die besten Uhren unter 500 Euro)

Sie sehen: Die Entscheidung, welche Beziehungsuhr am besten zu Ihnen beiden passt, ist relativ leicht gefällt. Die Frage, wer sie an welchen Wochentagen tragen darf, könnte dagegen in zähe Verhandlungen ausarten!

Ben Clymer ist Gründer und CEO der Website Hodinkee und einer der einflussreichsten Uhrenexperten der Welt.