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Goldschmiedin aus Münsingen: "Diesen Traum will ich verwirklichen"

Die 20-jährige Victoria Kilchör hat bei den Schweizer Goldschmiede-Meisterschaften den dritten Platz geholt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Im BERN-OST Interview erzählt Kilchör wie schwierig es ist, eine Lehrstelle zu finden und was sie nach der Lehre machen wird.

Victoria Kilchör (rechts) von der Goldschmiede Remo Ambrosi hat Bronze geholt. (Fotos: zvg)
Victoria Kilchör an der Arbeit bei den Schweizermeisterschaften.
Dieses Stück mussten die Kandidat:innen innert 24 Stunden fertigen.
Bei der Medaillen Ehrung.

BERN-OST: Victoria Kilchör, herzliche Gratulation zur Bronze Medaille. Wie bist du dazu gekommen, an den Schweizermeisterschaften teilzunehmen?

Victoria Kilchör: Bei uns im Geschäft in Münsingen ist es eine Tradition, dass man da mitmacht. Es ist ein Gradmesser, um zu schauen, ob man mit dem Druck klarkommt. Ich fand zudem, dass es eine gute Vorbereitung für die Abschlussprüfung ist. Eine Vorgängerin von mir hat vor Jahren bereits Gold gewonnen.

 

Was musstest du schmieden?

Es war eine Art Anhänger mit einem Deckel, in Form eines Boots. Sie gaben uns einen Plan mit den Massen drauf. Wir hatten dafür 24 Stunden Zeit. Die ersten zwei Stunden benötigten wir für die Planung. Vom Blech kriegten wir nur so viel Material wie nötig. Wenn man zu viel abriss oder schmolz, erhielt man keine zweite Chance.

 

Dachtest du, dass du so gut bist?

Als ich fertig war nicht. Erst danach als ich von den anderen der Klasse hörte, dass nur vier oder sechs fertig wurden. Da dachte ich, dass ich vielleicht eine Chance habe.

 

Wie gross war die Freude über die Medaille?

Das war unglaublich! Als mein Name aufgerufen wurde, war ich sehr überrascht. Ich war superglücklich und realisierte dies erst kaum. Ich freue mich sehr über die Medaille.

 

Warum hast du Goldschmiedin gelernt?

Das war eher ein Zufall, es ist ja nicht so ein verbreiteter Beruf. Schon in der Schule habe ich immer versucht, irgendwelche Schmuckstücke zu machen, ich habe modelliert und designt und viel ausprobiert. Mein Lehrer machte mich auf den Beruf aufmerksam und ich ging schnuppern. Schon am ersten Tag wusste ich, dass ich das wollte.

 

War es schwierig, eine Lehrstelle zu finden?

Ja, es ist schwierig, weil es nicht so viele Ateliers gibt, die Lehrkräfte ausbilden. Auf einen Goldschied kommen etwa sieben Bewerbungen. Mein jetziger Chef, Remo Ambrosi, wollte erst keine Lehrtochter mehr. Er fand aber, dass es passen könnte. Das ist sehr wichtig, wenn man vier Jahre in einem Atelier zusammenarbeitet.

 

Was machst du nach der Abschlussprüfung?

Ich kann hier im Betrieb bleiben, damit bin ich sehr glücklich. Vielleicht versuche ich meine Chance noch an der Goldschmiedinnen-WM, die findet nächstes Jahr in Frankreich statt.

 

Träumst du vom eigenen Atelier?

Ja, so etwas Kleines, wo man viel mit Stammkund:innen zu tun hat und auch kreativ arbeiten kann, das würde mir sehr gefallen. Das ist mein Traum, den ich in den nächsten fünf Jahren verwirklichen will.

 

[i] Victoria Kilchör hat die Lehre 2018 begonnen und schliesst diesen Sommer ab. Sie lernt beim Goldschmied Remo Ambrosi in Münsingen.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 07.06.2022
Geändert: 07.06.2022
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