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Das hat mit Shoppen nichts zu tun

Diamantbericht...Frank Rother, Juwelier Zeitgeist/28844 Weyhe ist erster Vorsitzender des Weyher Gewerberings. Als Inhaber des Juwelier-Geschäfts blickt er außerdem auf eine nun fast dreimonatige Durststrecke ohne Kundengeschäft zurück. Und damit ist er von einer der vorsichtigen Lockerungen betroffen, die der Corona-Gipfel am 3. März beschlossen hatte.

Unter anderem dürfen Einzelhändler, die bislang nicht öffnen durften, seit Montag Shopping mit Termin anbieten. Wie das allerdings genau geregelt ist, war lange unklar und ist es zum Teil immer noch. Seine entsprechende Corona-Verordnung hat das Land Niedersachsen keine zwei Tage vorher, am Samstagabend, veröffentlicht, berichtet Frank Rother. Eine vernünftige Planung sei so unmöglich, sagt er – und das ziehe sich wie ein roter Faden durch das Krisen-Management der Politik.

Juwelier Rother hatte im Vorfeld bei seinen Kunden „unheimlich viel Verunsicherung“ wahrgenommen, berichtet er. Zumal er Fragen dazu, wie es diese Woche weitergehen würde, bis zum Wochenende nicht definitiv beantworten konnte.

Denn mit den Details geht es weiter. In der niedersächsischen Corona-Verordnung heißt es nun, dass Beratung und Verkauf „nach vorheriger Terminvereinbarung und unter Wahrung des Abstandsgebots“ zulässig seien, „wobei sich in den Geschäftsräumen nur eine Kundin oder ein Kunde mit jeweils einer Begleitperson je 40 Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten darf.“

Aber gilt die Beschränkung auch für Personen aus demselben Haushalt? Wie genau wird das Verhältnis von Fläche zu Kunde berechnet? Wenn die Ladenfläche nicht glatt durch 40 teilbar ist, wie zählen angefangene Quadratmeter? Wie viele Kunden sind also erlaubt, wie viel personal nötig? Die Quadratmeter-Frage konnte bis Dienstag auch die Gemeinde nicht beantworten, zum Bedauern von Wirtschaftsförderer Dennis Sander. Ihn hatten zuletzt vermehrt Fragen von Gewerbetreibenden zu den Coronaregeln erreicht. Zur Quadratmeter-Regel laufe eine Prüfung bei der Gewerbeüberwachung Diepholz. Deren Ergebnis soll heute eintreffen, hofft Sander.

Für seine Kunden bietet Frank Rother seit Anfang der Woche Termine an. Rothers Einschätzung zum Einkaufen mit Termin: „Besser als nichts, aber das hat mit Shoppen nichts zu tun.“ Zum Beispiel gehöre dazu auch unverbindliches Stöbern. Wer aber eigens einen Termin mache, werde Hemmungen haben, gar nichts zu kaufen.

Rother beobachtet, dass vor allem Kunden kommen, die einen Anlass haben, sich etwa für Trauringe interessieren. Oder die – der lange Lockdown macht’s möglich – Weihnachtsgeschenke umtauschen möchten.

Ob sich das Termin-Geschäft kaufmännisch lohnt, will Frank Rother am Ende prüfen. Dann werde man abschätzen können, „ob und wie das angenommen wird“. Der Juwelier möchte „Flagge zeigen“ und die vorhandenen Öffnungs-Möglichkeiten nutzen, um für seine Kunden da zu sein.

Nach fast drei Monaten Lockdown und einem eingeschränkten Weihnachtsgeschäft ist für Rother aber auch klar: „Wir brauchen dringend Umsatz“. 

Vom Krisenmanagement der Politik ist er zusehends genervt. Der Juwelier verweist auf Zahlen, nach denen der Einzelhandel kein erhöhtes Infektionsrisiko darstelle. Ein Unsicherheitsfaktor ist, dass die Lockerungen nur gelten, solange die Inzidenz unter 100 bleibt. Im Landkreis Diepholz wurde dieser Wert zuletzt deutlich unterschritten. Ein Anstieg der Zahl könnte erneut zu Schließungen führen.

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