• Kategorie: DB gratuliert
  • Aufrufe: 138

Sie hoffen auf eine goldene Zukunft – trotz schwierigem Start

Es ist ein Freitagmorgen, kurz nach 9 Uhr. In der frisch renovierten Schmuckwerkstatt 1983/CH-6004 Luzern, unweit des Kornmarkts, mitten in der Altstadt, stehen bereit:

Anita Lampart, 24, aus Buttisholz. Edle Schmuckstücke zieren Ohren und Hals, im Gesicht ruhen wache Augen und ein aufrichtiges Lächeln. Die sympathische Jungunternehmerin war schon als Kind ein großer Fan von Edelsteinen und «Chnübliarbeiten». So war es naheliegend, den Beruf Goldschmiedin zu wählen. 

Ebenfalls anwesend: Großvater Stefan Studer aus Hergiswil am See. In einer akkurat gebügelten Hemd-Gilet-Kombination stellt er sich mit einem freundlichen Lächeln vor. Er ist ein begnadeter Berggänger, Velotourenfahrer und Aufbauer des Swiss Lauftreffs. Ein Unruheständler aus dem Bilderbuch, der auch mit 73 Jahren nicht auf der faulen Haut rumfläzen, sondern über Jahrzehnte angesammelte Erfahrung als selbstständiger Kommunikationsexperte nach Möglichkeit einbringen will.

Schon bald sitzt man gemeinsam am Beratungstisch – das anfänglich sachte Frage-Antworte-Pingpong hat sich zu einer angeregten Diskussion entwickelt.

Schnell geklärt hat sich Grundlegendes, wie etwa die Frage nach dem Angebot. In der Schmuckwerkstatt 1983 wird laut Kommunikationsprofi Studer «hochstehende Handwerkskunst vom Feinsten». Schmuck in all seinen Formen und Facetten. Ringe, Ohrschmuck, Colliers aber auch Anhänger, Bracelets sowie vieles mehr. Alles gefertigt mit größter Sorgfalt, in echter Handarbeit. Amboss, Hämmer, Punzen und andere Werkzeuge, die sich vor der Ladentheke präsentieren – sie sind hier nicht bloß Deko, sondern finden auch tatsächlich Verwendung.

Weil diese Arbeit dauert und in der Regel auf Auftragsbasis geschieht, verirrt sich auch kaum ein Tourist in Lamparts Geschäft. «Unser Zielpublikum besteht aus Einheimischen», bestätigt er. Hier tritt ein, wer einen Ehering angefertigt haben will – die große Spezialität der Schmuckwerkstatt. Aber auch jene, die ein altes Familienerbstück auffrischen, einen Ring vergrößern – oder sich schlicht und einfach «mal etwas gönnen» wollen. Lamparts größter Trumpf: ihr fundiertes Fachwissen, das persönliche Beratungsgespräch, Angesicht zu Angesicht. «Das wird sich nie komplett digitalisieren lassen.»

Klar ist auch: Diese Art von Handarbeit hat ihren Preis. Wer bloß eine Zehnernote locker hat, ist hier fehl am Platz. Ein paar Ohrenstecker schlagen schnell mal mit mehreren Hundert Franken zu Buche. Sie sollen aus Weißgold sein, mit graviertem Jade und Brillanten besetzt? Kein Problem: Für schlappe 5660 Franken darfst du sie dein Eigen nennen. Allerdings: Ein schlichtes Ringli gebe es auch schon ab 100 bis 200 Franken zu kaufen, relativiert Lampart.

Geht es ums Handwerk, ums Hämmern, Schleifen von Blech oder Draht, ums Giessen von der Wachsform zum Goldmodell, dann lauscht Großvater Studer seiner Enkelin, wie der Gläubige dem Pfarrer. Dreht sich das Gespräch allerdings um Internetauftritt, Marketing und die allgemeine Ausrichtung des Geschäfts, dann kommt Studer zum Zug. Dann sprudelt es förmlich aus ihm heraus. Schnell zeigt sich: Wer für was zuständig ist, haben die beiden klar geregelt.

Warum aber wagt eine junge Frau mit nur gerade 24 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit? Die Antwort auf diese Frage fällt komplexer aus.

Unbestritten ist, dass Lampart ihr Handwerk versteht. Sie hat nicht nur die vierjährige Lehre zur Goldschmiedin bei Bucherer in Luzern mit Ehrenmeldung abgeschlossen, sondern 2016 auch einen Goldschmied-Schweizermeistertitel in der Sparte «Technik» eingeheimst. Als wäre das alles noch nicht genug, hat sie zudem kurzerhand auch das Handelsdiplom erworben. Wiederum mit Bestnoten.

Der Entscheid zur Selbstständigkeit hat aber auch mit Großvater Studer zu tun. «Ich habe meine Enkel immer darin bestärkt, den eigenen Weg zu gehen.» Trotz Risiko und weniger Ferien. Denn Studer ist überzeugt: «Es gibt nichts Besseres, als sein eigener Chef zu sein.» Allerdings wolle dieser Schritt gut überlegt sein.

Und genau das haben Studer und Lampart gemacht. Sie haben etwa gesehen, dass es zwar in Luzern mehrere Schmuckläden gibt. «Aber wenige, die mit der Schmuckwerkstatt vergleichbar sind», so Studer. Nicht entgangen ist Großvater und Enkelin auch, dass Vorgänger Kurt Schedler ein funktionierendes Geschäft und einen treuen Kundenstamm aufgebaut hatte. Und nicht zuletzt haben die beiden bemerkt, dass das Jobangebot für Goldschmiede in der Region begrenzt ist. Warum also nicht das eigene Ding durchziehen?

So kam es, dass die Schmuckwerkstatt nach kleineren kosmetischen Umbauarbeiten am 15. Januar offiziell eröffnete. Allerdings nur, um wenige Wochen später darauf wegen des Coronavirus wieder zu schließen. Nichts genutzt hat die «viele positive Resonanz». Und trotzdem findet Lampart: «Zum Glück befinden wir uns noch in einer Aufbauphase. Es hätte schlimmer sein können.» Die Einbussen haben sich auch deshalb im Rahmen gehalten, weil der Vermieter auf einen Teil der Miete verzichtet habe.

Das ungewöhnliche Geschäftsduo Lampart-Studer wird Ende Jahr noch keinen großen Gewinn unter sich aufteilen können. Doch sie sind nach wie vor vom Erfolg der Schmuckwerkstatt 1983 überzeugt und träumen von einer goldenen Zukunft.