Hamburg. Statt Mode von Ladage & Oelke werden hier künftig edle Uhren und Schmuck verkauft. Doch es ist nur eine Übergangslösung.

Es herrscht reger Betrieb am Neuen Wall 11 in der Hamburger Innenstadt. Noch haben auf den rund 500 Quadratmetern Verkaufsfläche allerdings die Handwerker das Regiment übernommen. Der Endspurt ist gestartet: Am 29. August wird Juwelier Wempe in dem historischen Gebäude und den ehemaligen Räumen von Ladage & Oelke eröffnen.

Der auf englische Bekleidung spezialisierte Herrenausstatter hatte den Standort nach 174 Jahren bereits Ende März 2019 verlassen und ist heute am Alten Wall zu finden. Das Gebäude am Neuen Wall wurde an ein Bremer Immobilienunternehmen veräußert und aufwendig restauriert.

Hamburg-City: Juwelier Wempe eröffnet am Neuen Wall

Seit März ist Juwelier Wempe mit dem Innenausbau beschäftigt. Doch diese neue Niederlassung ist etwas Besonderes, denn das Hamburger Traditionsunternehmen mit 31 Niederlassungen weltweit, das von Kim-Eva Wempe in der vierten Generation geführt wird, zieht dort nur für die Zeit bis Anfang 2025 ein.

„Wir richten uns hier sehr hochwertig für eine Interimslösung ein. Denn unsere Niederlassung am Jungfernstieg wird umgebaut und erweitert. Für die nächsten anderthalb Jahre werden wir unsere Kundinnen und Kunden nun hier am Neuen Wall empfangen“, sagt Geschäftsführer Philipp Steeg beim Ortstermin mit dem Abendblatt.

Es ist ein interessanter Mix aus Tradition und Moderne auf der neuen Fläche: Zum einen hängen hier gläserne Vitrinen, abgesetzt mit edlem Nussbaumholz, die zuvor schon an Standorten des Juweliers in New York und München verwendet worden sind. Zum anderen gibt es eine robuste Betondecke, die nicht verändert wird. „Damit signalisieren wir unseren Gästen: Wir bleiben hier nicht für immer, aber trotzdem legen wir Wert auf ein edles Ambiente“, sagt Steeg.

Früher Mode von Ladage & Oelke, bald Schmuck und Uhren von Wempe

Die imposante Weltuhr aus der Niederlassung am Jungfernstieg, die auf goldenen Uhren zum Beispiel die Zeit in Tokio und New York anzeigt, wird noch bis Ende der Woche an der Wand angebracht. Der schwere graue Teppichboden liegt bereits. Zahlreiche Möbel vom Jungfernstieg, wie die mit Leder bezogenen Holztische, werden nach und nach rübergebracht.

„Im Erdgeschoss präsentieren wir Uhren. Und hier ist auch der Servicebereich, an dem die Kunden ihre Uhren zum Quick-Service, zur Wartung und Aufarbeitung abgeben können“, sagt Steeg.

Ein Relikt aus der alten Zeit ist der historische Treppenaufgang aus Holz, auf dem schon die Kunden von Ladage & Oelke vom Erdgeschoss in die erste Etage gelangten. In dieser wird ab dem 29. August der Schmuck präsentiert und der Goldschmiedeservice eingerichtet.

Der historische Treppenaufgang in dem Gebäude am Neuen Wall wurde erhalten und ist auch noch den Kunden von Ladage & Oelke wohlbekannt.
Der historische Treppenaufgang in dem Gebäude am Neuen Wall wurde erhalten und ist auch noch den Kunden von Ladage & Oelke wohlbekannt. © Marcelo Hernandez

Hamburg-City: In den neuen Räumen gibt es einen Innenhof für Events

Ebenfalls in der ersten Etage befindet sich das Séparée. Aus diesem Raum haben Kunden einen Blick auf das Alsterfleet und das Rathaus. Es gibt zudem einen Innenhof, der begrünt und für Events genutzt werden soll.

Von außen prangt bereits der goldene Wempe-Schriftzug über den Schaufenstern, die noch mit roter Folie beklebt und der Aufschrift „Coming soon“ (zu Deutsch: demnächst) versehen sind. „Wir hatten am Jungfernstieg etwa 15 Meter lange Schaufenster. Jetzt sind es noch etwa 4,50 Meter“, sagt Steeg.

Doch man hat sich etwas einfallen lassen: „Uhren und Schmuck werden auf goldenen Streben angebracht, und diese kann man per Touch-Sensor am Schaufenster bewegen. So können wir Ware einzigartig präsentieren.“

Die Vitrinen auf der neuen Fläche am Neuen Wall standen schon in Juwelier-Wempe-Niederlassungen in New York und München.
Die Vitrinen auf der neuen Fläche am Neuen Wall standen schon in Juwelier-Wempe-Niederlassungen in New York und München. © Marcelo Hernandez

Hamburg-City: Juwelier Wempe baut am Jungfernstieg um und erweitert Fläche

Und in wenigen Tagen wird auch die Niederlassung am Jungfernstieg zu einer Baustelle. Hier befindet sich der Juwelier seit mehr als 50 Jahren.

Der Vermieter Signa saniert das Gebäude, im Inneren wird Wempe „alles neu gestalten. Wir schaffen hier eine Erlebniswelt für unsere Kunden. Die Verkaufsfläche der Niederlassung wird von 500 auf rund 800 Quadratmeter erweitert.“ Nach der Modernisierung soll alles in „vollkommen neuem Ambiente erstrahlen“.

Aber das ist noch nicht alles: In die benachbarten Räumlichkeiten – dort, wo einst die Parfümerie Douglas war – wird die zum Unternehmen gehörende Rolex Boutique (derzeit am Neuen Wall 7) ziehen.

Die Niederlassung von Juwelier Wempe am Jungfernstieg, die neu gestaltet wird und Anfang 2025 wiedereröffnet werden soll.
Die Niederlassung von Juwelier Wempe am Jungfernstieg, die neu gestaltet wird und Anfang 2025 wiedereröffnet werden soll. © Marcelo Hernandez

Juwelier Wempe: Nach Umbau soll die Zahl der Mitarbeiter steigen

Die ehemaligen Räumen der Patek Philippe Boutique – das Geschäft der Edeluhrenmarke ist gegenüber an den Jungfernstieg/Ecke Neuer Wall gezogen und gehört ebenfalls zu Wempe – werden ebenfalls einer neuen Nutzung zugeführt.

Im exklusiven Abendblatt-Gespräch kündigt Steeg an. „Wir werden hier eine innovative Konzeptfläche schaffen und das Erleben von Schmuck und Uhren neu denken. Und das Angenehme für die Kundinnen und Kunden ist, dass alle drei Flächen künftig miteinander verbunden sind.“ Aktuell hat Juwelier Wempe am Jungfernstieg 35 Mitarbeiter. Nach der Neugestaltung der Flächen werden es 50 Angestellte sein.