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Traditionsbetrieb verabschiedet sich

Diamantbericht...Ein weiterer, inhabergeführter Traditionsbetrieb verabschiedet sich aus Darmstadts Innenstadt. Goldschmied Heinz Dieter Ruprich(75), Juwelier Rumpf/64283 Darmstadt.

Dem Arbeitsplatz von Heinz Dieter Ruprich sieht man an, dass er nicht dem digitalen Zeitalter entsprungen ist: Im Zentrum der hölzerne Goldschmiedetisch, darauf zig kleine Bohrer, Fräser, Zangen. Noch liegt das Lötgerät griffbereit, doch der Arbeitskittel hängt schon am Haken daneben. „Netter Arbeitsplatz“, sagt der Goldschmied etwas wehmütig. Von hier aus blickt er direkt auf die Fußgängerzone, wo Passanten hin und her laufen. Doch das geht nun zu Ende.

Ein paar Monate noch, dann wird die Tür zum Juweliergeschäft Rumpf in der Elisabethenstraße 11 endgültig zugehen. Nach 40 Jahren schließt der Kollege sein Geschäft, das er Anfang der achtziger Jahre mit der damaligen Partnerin und Namensgeberin zunächst in der Holzstraße eröffnet hat. Damit verabschiedet sich ein weiterer, inhabergeführter Traditionsbetrieb aus Darmstadts Innenstadt. Vier Mitarbeiterinnen verabschieden sich mit.

„Es geht nicht mehr“, sagt Ruprich. Schweren Herzens tue er diesen Schritt. „Auch nach intensiver Suche haben wir keinen Nachfolger finden können, der unseren hohen Ansprüchen an die Goldschmiedekunst nachkommen kann.“ 

Dabei hat es laut Ruprich durchaus einen passenden Interessenten gegeben, doch dem wurde ein Dämpfer verpasst: Der Vermieter habe angekündigt, dass die Miete für den kleinen Laden mit 55 Quadratmeter Verkaufsfläche mit dem neuen Vertrag von 3000 auf 5000 Euro pro Monat steigen soll. „Diese extremen Mieterhöhungen“, moniert der Ladenchef und schüttelt den Kopf, „das kann man gar nicht erzielen.“ Ob da eine Mietpreisbremse für den Gewerbebereich helfen würde? „Das kriegen sie nicht durch“, winkt er ab.

„Es ist schade drum“, sagt Ruprich angesichts des Abschieds nach so vielen Jahren, die er da nochmal Revue passieren lässt: In seiner Geburtsstadt Hildesheim zum Goldschmied ausgebildet, sattelte er später ein Betriebswirtschaftsstudium in Darmstadt drauf, wurde hier sesshaft und eröffnete schließlich sein eigenes Geschäft. Am jetzigen Standort in der zentralen Elisabethenstraße ist er seit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre. Zwei zusätzliche Geschäfte in Mainz und Wiesbaden wurden zu der Zeit geschlossen. „Da waren es Personalprobleme“, sagt er.

Der passionierte Goldschmied hat nachgezählt und kommt auf rund 20.000 Schmuckstücke, die er über die Jahrzehnte entworfen und angefertigt hat. „Ich habe es immer gern gemacht“, sagt er. Aber er falle auch nicht in ein tiefes Loch, wenn das endet. „Es ist gelaufen für mich, gerade bei diesen Mietpreisen.“

Der Laden bleibt noch bis Ende des Jahres geöffnet. Schließlich müssen noch jede Menge Schmuckstücke abverkauft werden.