• Kategorie: DB gratuliert
  • Aufrufe: 241

Am Markt wird ein Traum wahr

Diamantbericht...Schmuckdesigner Michael Schoop/19055 Schwerin möchte das schmale Fachwerkhaus am Markt sanieren und dort Verkauf und Werkstätten ansiedeln.

Der Marktplatz in Schwerin ist in den vergangenen Jahren zu einem wirklichen Juwel im Herzen der Altstadt geworden. Am Fuße des Dom liegend ist er der zentrale Platz des innerstädtischen Lebens. Hier befindet sich das historische Rathaus, in dem regelmäßig die Stadtvertretung tagt. Hier findet man ein beliebtes Auktionshaus, gastronomische Angebote sowie einzelne Ladengeschäfte. Und hier könnte sich durchaus noch so manches zum Positiveren wandeln.

Im Säulengebäude an der Nordseite soll in absehbarer Zukunft eine kleine, kreative Markthalle entstehen. Vorausgesetzt, die Stadt beseitigt zügig die kürzlich öffentlich gewordenen Bauschäden und kommt mit den vertraglichen Einigungen voran. Die beiden zukünftigen Betreiber zumindest stehen in den Startlöchern. Und an der Südseite, wo einstmals das bekannte Café Resi und bis vor einigen Monaten eine Bank war, könnte vielleicht ein Hotel Realität werden. Allerdings ist das noch eine Mischung aus Hoffnung und Zukunftsmusik. Dann aber gibt es da noch ein bekanntes Gebäude, das lange viele Fragen aufwarf und an das sich schon so mancher die Zähne ausbiss.

Dabei handelt es sich um das einzige bis heute wirklich seit der Wende faktisch unangetastete Gebäude am Markt in Schwerin. Es hat seit Jahrzehnten weder Sanierungen geschweige denn Modernisierungen und gefühlt nicht einmal ein bisschen neue Farbe gesehen. Drei „Vollgeschosse“ plus Dach, alles nicht wirklich tiefer als ein Handtuch. Über viele Jahre befand sich im Erdgeschoss des direkt an der Ecke zur Schmiedestraße gelegenen Fachwerkhauses eine Art nordischer Souvenierladen. Seit gut einem Jahr nun steht das Gebäude komplett leer. Und nicht wenige Schwerinerinnen und Schweriner rätselten schon lange, was es mit dem Gebäude auf sich hat.

Zuletzt schien es so, als ob ein stadtbekannter Goldschmied die Schaufenster als Werbefläche angemietet hat. Aber das Logo von „SCHOOP DESIGN“ aus der Münzstraße in den Fenstern ist mehr als das. Es ist das Zeichen für die geplante Wiederbelebung dieses ebenso bekannten wie besonderen historischen Gebäudes mitten in Schwerin.

Denn Goldschmied Michael Schoop hat sich ein Herz gefasst und möchte aus dem inzwischen unzweifelhaft in die Jahre gekommenen Gebäude wieder einen Hingucker machen. Dort soll nach denkmalgerechter und sensibler Sanierung das Herz seines kreativen Schaffens schlagen. Gut zwei Jahre lang hat der bekannte Goldschmied aus der Schelfstadt viel Engagement investiert, um den bisherigen Eigentümer des Gebäudes von seiner Idee zu überzeugen. Hier, mitten in Schwerin, soll Schoops Ladengeschäft nebst Werkstadt aus der Münzstraße ebenso ein neues Zuhause finden, wie das vielleicht (noch) weniger bekannte Unternehmen KRAMERDESIGN. Bei letzterer handelt es sich um eine der deutschlandweit ältesten Schmuckmanufakturen.

1771 von Georg Kramer in Ribnitz/Mecklenburg gegründet, befand sich die Manufaktur nach einer Verlagerung lange Zeit nicht mehr in unserem Bundesland. Bis besagter Michael Schoop das Familienunternehmen 2010 übernahm und in das Heimatland MV zurückholte. Heute befindet sich die Manufaktur, in der ebenso wie bei SCHOOP DESIGN Schmuck noch in echter Handwerksarbeit entsteht, ebenfalls in der Schweriner Schelfstadt.

Durch die Zusammenlegung beider Unternehmen verspricht sich Michael Schoop natürlich auch wirtschaftlich positive Effekte. Vor allem aber entsteht so mitten in Schwerin, Am Markt, ein zentraler Standort für ebenso kreatives wie anspruchsvolles Schmuckdesign „made in Schwerin“. Eine Treppe an historisch korrekter Stelle wird zukünftig die gut 40 Quadratmeter Verkaufsfläche im Erdgeschoss mit den Werkstätten von SCHOOP DESIGN und KRAMERDESIGN im I. Obergeschoss verbinden. Auch die darüber liegenden Flächen sollen nach der sensiblen Wiederherstellung als Gewerbeflächen dienen. Denn bereits seit den 1990er Jahren ist klar, dass die bauliche Situation eine Nutzung als Wohnraum rechtlich nicht gestattet. „Es ist ein Geschäftshaus und es bleibt ein Geschäftshaus“, so Michael Schoop, dessen vielleicht größter Wunsch eine Eröffnung des Ladengeschäfts noch in 2020 ist.

Ob das letztlich klappt, wird sich zeigen. Erst einmal ist es das ambitionierte Ziel. Zu erkennen ist zumindest bereits an den Gerüsten, dass nun tatsächlich etwas passieren soll. Allerdings sind noch keine Bauarbeiter vor Ort. Denn noch arbeiten die Gutachter. Dabei gilt es zum Beispiel, das ungefähre Baujahr des Fachwerkgebäudes herauszufinden. Erste vorsichtige Schätzungen des Holzschutzgutachters gehen vom Anfang des 18. Jahrhunderts aus. Das Tonnengewölbe aber, weiß Michael Schoop zu erzählen, ist wohl deutlich älter.

Als neuer Eigentümer ist es nicht nur seine Pflicht, dieses letzte unsanierte Objekt sensibel in die Neuzeit zu führen. Es ist ihm vor allem auch eine Herzensangelegenheit, durch seine Baumaßnahme dieses besondere Gebäude wieder zum Leben zu erwecken. Intensiv befasste und befasst er sich noch immer mit der Geschichte des Gebäudes. Daher kann er heute auch erzählen, dass das Objekt Anfang der 1990er Jahre noch Familie Kressmann gehörte. Diese verkaufte es Mitte der 1990er Jahre an den dann langjährigen Vorgänger von Michael Schoop. Der hatte, und das erklärt die bislang traurige Geschichte, kein emotionales Interesse an dem Gebäude. Nachdem eine eigene Idee scheiterte, vermietete er das Erdgeschoss. Die Miete floss, investiert aber wurde nichts. Bis zur nun positiven Wendung.

Und das Ganze, obwohl Schoop eigentlich 2006 den festen Vorsatz hatte, in sensiblen Schweriner Lagen nichts mehr zu bauen. Damals errichtete er in der Schweriner Münzstraße das Gebäude, in dem sich heute u.a. sein Geschäft nebst Werkstatt befindet. Im Vorfeld aber musste damals ein nicht mehr zu erhaltenes historisches Gebäude weichen. Das alles war seinerzeit in vielerlei Hinsicht ein durchaus hartes Stück Arbeit, von der ersten Idee bis zum fertigen Haus. Allerdings gab und gibt der Erfolg ihm Recht, denn das Gebäude fügt sich heute harmonisch in die historische Umgebungsbebauung ein. Es spricht eine eigene, moderne Sprache, ohne aber wie ein Fremdkörper in der beliebten Münzstraße zu wirken. Und doch war der Weg bis zum Einzug so hart, dass Michael Schoop danach für lange Zeit die Lust an einem neuen baulichen Engagement vergangen war. Dann aber entschied er sich 2017, doch noch einmal etwas zu versuchen. Das Haus am Markt soll die Verwirklichung eines Traums sein. Schmuckmanufaktur und eigenes Schmucklabel vereint mitten im Herzen Schwerins. Eine besondere kreative wie handwerkliche Symbiose in einem ganz besonderen Gebäude.

Michael Schoop schrieb den Eigentümer des Hauses Am Markt 2017 einfach an. Mehrfach. Der aber reagierte nicht. Er fuhr sogar zu ihm nach Hause, nach Mühlheim/Ruhr, und klingelte ohne Termin an der Tür. Der schon damals gesundheitlich angeschlagene Eigentümer aber wimmelte ihn ab. Schoop gab nicht auf, schilderte ihm wieder sein Vorhaben, und letztlich begann ein gegenseitiger Kontakt, in dessen Folge das Gebäude allerdings stetig teurer wurde. Als Schoop aussteigen wollte, kam es plötzlich doch zum Verkauf.

Und nachdem inzwischen alle Formalitäten erledigt und alle Eintragungen erfolgt sind, bietet sich nun durchaus eine wirkliche win-win-Situation. Für Michael Schoop, der in einer tollen Lage seine beiden handwerklich-kreativen Unternehmen zusammenführen kann. Aber auch für Schwerin. Denn eine lange optisch schwierige Gebäudesituation löst sich und vor allem entsteht in exponierter Altstadtlage ein so anspruchsvoll handwerkliches Angebot. Michael Schoop spürt momentan auch, dass seine Idee auf offene Ohren stößt und als wirkliche Chance erkannt wird. „Natürlich ist das Ganze ein zäher Prozess, aber ich spüre bislang an verschiedenen Stellen, speziell auch in der Verwaltung, großes Wohlwollen und bekomme wirklichen Zuspruch.“

Dass das nicht nur ein Gefühl von Michael Schoop ist, bestätigt die Freude, die das Projekt des Goldschmieds bis in die Verwaltungsspitze von Schwerin auslöst. So zeigte sich Baudezernent Bernd Nottebaum im Gespräch mit unserer Redaktion begeistert davon, „dass mit dem Projekt endlich eine anspruchsvolle Eingangssituation auf beiden Seiten der Schmiedestraße Realität wird.“ Während auf der vom Markt kommend rechten Seite schon vor vielen Jahren nach historischem Vorbild das Eckhaus komplett neu errichtet wurde, bietet das Fachwerkhaus bis heute ein weniger erfreuliches Bild. Bernd Nottebaum verweist zudem darauf, dass es sich bei dem bislang unsanierten historischen Gebäude um ein echtes architektonisches Zeugnis der Architektur in Schwerin handelt. „Dass in dieses besondere Objekt schon bald Kunsthandwerk in Form von Schmuckdesign und dabei auch eine der ältesten Schmuckmanufakturen Deutschlands einzieht, ist für uns als Stadt eine ganz besondere Freude. Wir werden Herrn Schoop natürlich mit aller Kraft in seinem Vorhaben unterstützen.“

Zwar sind noch einige Schritte zu gehen und einige Hürden zu meistern, aber es scheint so, als ob das bislang doch wenig ansehnliche Fachwerkhaus am Markt in Schwerin in absehbarer Zeit zu einem neuen kleinen Schmuckstück wird.