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Insolvenzen im Handel

Auch im 1. Halbjahr 2021 wurden die Insolvenzen in Deutschland von Sonderfaktoren beeinflusst: „Bei der Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen wirken weiterhin die staatlichen Corona-Hilfsmaßnahmen nach, insbesondere die Aufhebung der Insolvenzantragspflicht, die bis Ende April galt“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Das Insolvenzgeschehen bei den Unternehmen blieb somit weiter rückläufig. Im 1. Halbjahr 2021 waren 8.800 Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen – ein Rückgang um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2020: 8.950).
Die Wirtschaftsbereiche, die stärker vom Lockdown betroffen waren, Handel und Dienstleistungen, zeigten in den ersten sechs Monaten ein zunehmendes Insolvenzaufkommen. Der Handel verzeichnete 1.920 Insolvenzen – ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nach der Vielzahl an großen Insolvenzen im Handel im Vorjahr (z. B. GALERIA Karstadt Kaufhof) traf es nun vermehrt kleine und mittlere Firmen. Im Dienstleistungsgewerbe gab es 5.120 Insolvenzen. Auch das war ein leichter Anstieg (plus 0,2 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe war hingegen ein Rückgang festzustellen (minus 23,6 Prozent; 550 Fälle). Auch im Bausektor verringerte sich das Insolvenzgeschehen nochmals. Mit 1.210 Insolvenzen verzeichnete das Baugewerbe 4,7 Prozent weniger Insolvenzen im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Eine Auswertung der Jahresabschlüsse von rund 26.000 deutschen Unternehmen durch die Creditreform Wirtschaftsforschung zeigt, dass jedes siebte Unternehmen hierzulande (14,5 Prozent) mit einem negativen Ergebnis vor Steuern in die Corona-Krise gegangen ist. Weitere 27,2 Prozent der untersuchten Unternehmen wiesen 2019 eine sehr niedrige Gewinnmarge auf (bis maximal 5 Prozent) – denkbar schlechte Voraussetzungen für einen heftigen Konjunktureinbruch, wie ihn Deutschland im letzten Jahr verkraften musste. Entsprechend hatten sich die Gewinnmargen im Jahr 2020 tendenziell weiter verschlechtert. Dünn war die Ertragssituation insbesondere im Sektor „Handel und Gastgewerbe“. Das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit ist damit deutlich erhöht.