• Kategorie: Fachhandel
  • Aufrufe: 2467

Rowi schliesst

Diamantbericht...Sie nannten sie Rodi & Wienenberger, kurz Rowi. Mit vier Mitarbeitern fing alles an. Schnell liefen die Geschäfte mit veredelten Metallwaren gut, weshalb die Mitarbeiterzahl auf 700 anstieg. „Wenn sich bis dahin ein Investor findet, dann öffnen wir wieder die Türen“, sagt Reinhard Schmid, Kanzlei Schmid & Stillner, die das Insolvenzverfahren des Unternehmens seit Oktober 2018 abwickelt. Dann können die Maschinen wieder brummen und das produzieren, wofür Rowi weltweite Berühmtheit erlangt hat: das dehnbare Metalluhrarmband Fixoflex, das 1951 patentiert wurde. „Keiner sonst auf der Welt produziert diese Armbänder“, sagt Schmid mit Wehmut in der Stimme. In China gebe es ein Unternehmen, aber es komme bei weitem nicht an die Qualität des Pforzheimer Produkts heran. Bleibt ein Investor aus, stehen die Maschinen zum Verkauf. Allerdings sei nur ein Fünftel der Maschinen einsetzbar. Sie wurden über Jahre hinweg nicht gewartet. Schuld daran seien die letzten Geschäftsführer, sagt der Insolvenzverwalter. Gemeint ist die 2010 erfolgte Übernahme des Unternehmens aus der Insolvenz durch eine vietnamesische Holding. Die Produktion wurde um Präzisions-, Dreh- und Frästeiltechnik erweitert. Der vietnamesische Unternehmer Nguyen Trong Luat übernahm damals die Geschäfte. Sechs Jahre später löste ihn Truong Thanh Tung ab. Das Problem: Letzterer sprach weder Deutsch noch Englisch. „Man kann kein Unternehmen führen, wenn man nicht mit den Mitarbeitern sprechen kann“, sagt Schmid. Sie hätten das Unternehmen nicht gefördert, nicht nach neuem Knowhow gesucht und die Zukunft des Unternehmens aus den Augen verloren. „Das war eine Katastrophe.“ Als der Antrag beim Insolvenzgericht in Pforzheim einging, hätte sich Tung nach Vietnam zurückgezogen. Auch die Räumung der Produktionsstätte steht bevor – bis Ostern soll das alles erledigt sein. Der Erlös geht dann an die Gläubiger: bis zu 500.000 Euro stehen an Verbindlichkeiten offen.