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Daniel Wacker

Wenn Daniel Wacker(50) von Edelsteinen spricht, dann hat das etwas von Poesie: „Sie sind das Schönste und Wertvollste, was die Welt zu bieten hat. Und in der geschliffenen Form sind sie der Gipfelpunkt zwischen Kultur und Natur.“ Smaragde, Aquamarine, Turmaline gehören zum Alltag des Mannes, der in der Südstadt als Goldschmied arbeitet.

Sein Lädchen Jewels 46/30171 Hannover an der Schlägerstraße ist klein und urig. Die Auslage ist nicht üppig ausgestattet, besticht aber durch Besonderheiten. Aktuell dürften von ihm gestaltete Korken der Hingucker sein. Die Rohlinge für die „Heiligen Drei Könige“ hat er aus Buchenholz gefertigt. Nach der farblichen Grundierung wird der Korken „mit Blattgold angeschossen“, wie es im Goldschmiedejargon heißt. Der 50-Jährige lächelt, als er einen Pinsel an seinen Haaren statisch auflädt, um zu zeigen, wie er Blattgold damit aufnimmt.

„Es hängt auch mit der Luftfeuchtigkeit und Atmosphäre im Raum zusammen“, erläutert Wacker seine eigens entwickelte Technik. Eine Emulsion kommt auf den Rohling, das Blattgold wird angedrückt, Shellac drüber – fertig. Kleine Serien wie diese anzufertigen, treibt den Goldschmied an. Natürlich will und muss er mit seiner Arbeit Geld verdienen. Hinter seinen Fertigkeiten steht jedoch mehr: „Materie gibt mir Erdung“, beschreibt er die Liebe zu seinem Handwerk. „Das brauche ich, um ganz zu sein, um glücklich zu sein.“

Der Weg, den Wacker dafür gegangen ist, hat es in sich. Viele Kilometer hat er dafür abgerissen, anfangs vom Fernweh getrieben. „Mir war es zu eng in Deutschland“, schildert er seine Gefühle, die er schon als Teenie und nach einem Schüleraustausch nach Kanada hatte. Mitte der 1990er Jahre, er hatte gerade seine Ausbildung zum Goldschmied beendet, kam die Einladung eines Professors nach Amerika wie gerufen: „Das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen“. Er schrieb sich an der University of Wisconsin-Stout ein, studierte Industriedesign mit dem Schwerpunkt Metall- und Produktgestaltung. „Aus einem Besuch wurden sechs Jahre.“

Ehe er nach Hause in die Südstadt zurückkehrte, verschlug es Wacker nach Australien. An der Southern Cross im Bundesstaat New South Wales studierte er ein Jahr visuelle Kunst, lernte die Arbeit mit 3-D-Programmen kennen. „Ich stellte fest, dass ich Dinge grafisch sehr präzise erstellen kann.“ In Kombination mit seinen Fertigkeiten als Goldschmied für ihn die perfekte Kombination – bis heute: „Aus einer Idee schaffe ich über das Zeichnen, Schmieden und Gießen Realitäten.“

Eine Expertise, die nicht nur ihn, sondern auch seine Kundschaft begeistert. Wacker ist ein Meister darin, aus Gegenständen etwas Neues zu erschaffen. „Es kommen Leute mit Erbstücken, an denen sie sehr hängen, die sie aber so nicht tragen“, erklärt er. Für eine Dame hat er mal die Brosche ihrer Mutter zu einem Ring umgearbeitet. „Sie ist fünf mal wiedergekommen und hat erzählt, wie glücklich sie ist.“

Momente wie diese lassen ihn mehr strahlen als jeder Edelstein: „Das Schmuckstück erhöht den Wert und dazugehörigen Emotionen. Es bereitet mit sehr viel Freude, so schöne Resonanz mit den Leuten aus dem Viertel zu bekommen.“ Wacker hat auch aus alten Skateboards Armbänder und aus anderen Resten Schlösser gefertigt. „Es ist etwas entstanden, das weiterlebt.“

Resonanz erfährt er nicht nur im Umgang mit Menschen: „Bestimmte Typen von Menschen springen auf bestimmte Steine an“, weiß Wacker aus Erfahrung. Größe, Farbe und Form sprechen Leute ganz unterschiedlich an, außerdem weiß er um die Heilwirkung, die Edelsteinen zugesprochen wird. „Dieses Wissen nutze ich.“ Er sucht einen Bernstein heraus und reibt mit einer Feile daran, atmet dann den Duft ein: „Man kann den Wald von vor 40 Millionen Jahren riechen.“

Während Frauen nachgesagt wird, dass Diamanten ihre besten Freunde sind, hat Wacker ganz andere Lieblingssteine. Dazu gehört der Alexandrit, „weil er die Farbe wechseln kann“, Opale, „weil in ihrer Molekularstruktur Leben steckt und sie immer ein Unikat sind“, außerdem liebt er Tomaline, „weil sie vielfältige und wertige Steine sind“. Übrigens tat er sich unheimlich schwer damit, einen Preis für seine „Heiligen Drei Könige“ zu benennen. „Der Wert ist von außen gemacht. Der wirkliche Wert liegt woanders, nicht dort, wo der Marktwert ist.“ Dann nennt er doch eine Summe, wenn auch eine krumme: 177 Euro.

Er selbst trägt übrigens einen Armreif aus eigener Anfertigung, außerdem eine Gürtelschließe. Und seinen Trauring! „Ich weiß, dass man das eigentlich nicht macht – aber egal“. Lustig: Er hat die Schmuckstücke zwischenzeitlich eingeschmolzen und Neue daraus kreiert. „Die einzige Beständigkeit in meinem Leben war schon immer ständiger Wechsel.“