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Furcht vor erneutem Lockdown

„Die rasant steigenden Infektionszahlen führen zu Verschärfungen Pandemie-bedingter Einschränkungen. Zudem steigt die Furcht vor einem weiteren Lockdown, sollte das Infektionsgeschehen in den kommenden Wintermonaten außer Kontrolle geraten“ erklärt Rolf Bürkl, GfK Konsumexperte. „Die zum Teil kräftige Erholung der Stimmung vom Frühsommer dieses Jahres ist damit zum Stillstand gekommen und lässt das Konsumklima wieder abrutschen. Dazu hat auch eine im Oktober steigende Sparneigung mit beigetragen.“ 
Das spiegeln auch Ergebnisse aus einer aktuellen GfK eBUS®-Umfrage wider. Demnach geht rund drei Viertel der Verbraucher in Deutschland (74 Prozent) davon aus, dass COVID-19 eine große bzw. sehr große Bedrohung darstellt. 17 Prozent sehen dies etwas gelassener und sechs Prozent fühlen sich überhaupt nicht bedroht. Geht es um die persönliche Zukunft – die potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise im Hinterkopf behaltend – so macht sich die Hälfte (51 Prozent) große bzw. sehr große Sorgen. Etwa 34 Prozent geben an, sich eher weniger Gedanken zu machen und 11 Prozent sorgen sich gar nicht. Interessant an diesen Ergebnissen ist, dass sie seit Beginn der wöchentlichen Messung im April 2020 noch nie so hoch bzw. negativ wie aktuell ausgefallen sind. 
Ob sich das Konsumklima in den kommenden Monaten wieder stabilisieren kann wird vor allem vom weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens abhängen. 
Die Konjunkturerwartung der Bundesbürger ist im Oktober der größte Verlierer unter den Stimmungsindikatoren. Nach fünf Anstiegen in Folge verliert die Konjunkturstimmung nun siebzehn Punkte und sinkt damit auf 7,1 Punkte. Die positive Nachricht ist, dass im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres immer noch ein Plus von knapp 21 Zählern zu Buche steht.
Die Verbraucher gehen offenbar davon aus, dass sich durch das deutlich aktivere Infektionsgeschehen in Deutschland die bislang erhoffte rasche Erholung der deutschen Wirtschaft verlangsamt. In der jüngst veröffentlichten „Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2020“ gehen auch die Wirtschaftsexperten davon aus, dass sich die Erholung aufgrund der Pandemie verlangsamen wird und erst im letzten Quartal des kommenden Jahres das Vorkrisenniveau erreicht werden kann. Sie haben deshalb ihre Prognosen für dieses und das kommende Jahr nach unten korrigiert.
Hinzu kommt, dass einige unserer wichtigsten Handelspartner, wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien, mit noch höheren Infektionsraten zu kämpfen haben. Deshalb werden auch wichtige Impulse für unsere Exportentwicklung in den kommenden Monaten ausbleiben.
Schwindender Konjunkturoptimismus lässt auch die Einkommensaussichten der Verbraucher im Oktober nicht unbeeindruckt. Der Indikator Einkommenserwartung verliert 6,3 Zähler und sinkt auf 9,8 Punkte. Zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres fehlen damit gut 29 Punkte.
Durch die steigenden Infektionszahlen sind weitere Lockerungen in der Wirtschaft, wie z.B. in der Veranstaltungs- und Tourismusbranche, wieder in weite Ferne gerückt. Beschäftigte aus diesen Bereichen werden sehr viel langsamer aus der Kurzarbeit kommen als bislang erhofft. Zudem droht einer Reihe von Unternehmen gerade aus diesen und anderen Dienstleistungsbranchen in den kommenden Wochen und Monaten die Insolvenz. Dies würde zu steigender Arbeitslosigkeit führen und die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte belasten. Mit einem umfangreichen Konjunkturpaket für Unternehmen und Haushalte versucht die Regierung, dieser Entwicklung entgegen zu wirken.
Im Sog sinkender Einkommensaussichten muss auch die Anschaffungsneigung Einbußen hinnehmen. Mit einem Minus von 1,4 Punkten sind die Verluste allerdings wesentlich geringer. Aktuell weist der Indikator mit 37,0 Zählern nach wie vor ein sehr zufriedenstellendes Niveau auf. Im Vergleich zum Vorjahr fehlen derzeit knapp 15 Punkte.
Sollte die Angst vor Jobverlust aufgrund der Pandemie künftig weiter zunehmen, werden die Verbraucher mit ihren Anschaffungen vorsichtiger werden, was das Konsumklima belastet.