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Internetstrategie gescheitert

Der Luxusgüterkonzern Richemont geht im Internet neue Wege. Die Unternehmensgruppe aus dem Kanton Genf, zu der Schmuck- und Uhrenmarken wie Cartier, Van Cleef & Arpels, Vacheron Constantin, Montblanc und Jaeger-LeCoultre gehören, gibt die Mehrheit ihrer Onlinehandelsplattform Yoox-Net-a-Porter (YNAP) ab und verbündet sich mit der britischen Onlinehandelsplattform Farfetch. Dieses Manöver ist das Eingeständnis dafür, dass die eigene Internetstrategie gescheitert ist. Richemont hatte eher als viele Wettbewerber auf das Netz als Verkaufskanal gesetzt. Doch YNAP, das die Schweizer 2018 für 2,8 Milliarden Euro gekauft hatten, verfehlte regelmäßig die Wachstumsziele und fuhr hohe Verluste ein. Die wie ein virtueller Marktplatz funktionierende Farfetch-Plattform ist technologisch weit überlegen. Über sie werden fortan fast alle Marken aus dem großen Richemont-Reich im Netz vertrieben. Das neue Gebilde soll offen sein für die Luxusmarken konkurrierender Anbieter. Ursprünglich wollte Richemont diese auch als Anteilseigner der geplanten neutralen Plattform gewinnen. Doch das ist zumindest bisher nicht gelungen. Farfetch übernimmt 47,5 Prozent von YNAP; 3,2 Prozent landen bei Symphony Global, einem Vehikel des Investors Mohamed Alabbar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Da Richemont künftig nicht mehr die Mehrheit an YNAP hält, wird die bisherige Tochtergesellschaft nicht mehr voll in der Bilanz konsolidiert. Dies wird die operative Gewinnmarge des Konzerns verbessern. Richemont wiederum wird künftig mit 10 bis 13 Prozent an Farfetch beteiligt sein. Der Befreiungsschlag im Netz kommt Richemont allerdings teuer zu stehen. Der Konzern sieht sich zu rund 2,7 Milliarden Euro Abschreibungen auf YNAP veranlasst. Diese Belastung werde durch die Vorteile der Transaktion mehr als ausgeglichen, beteuerte der Richemont-Verwaltungsratsprāsident Johann Rupert in einer Telefonkonferenz. Zugleich gab er zu: „Das ist ein sehr guter Deal für Farfetch. Richemonts Expertise liege nicht im Onlinegeschäft, sondern im Aufbau von Marken. „Es war nie unser Traum, eine eigene Plattform zu haben." Von den Anlegern gab es Applaus: Der Aktienkurs von Richemont stieg um 3 Prozent auf 113,50 Franken. „Endlich eine gute Nachricht für Richemont", jubelte Jean-Philippe Bertschy, Analyst der Bank Vontobel. Der „schmerzhafte Ausstieg" beende die jahrelange „Underperformance" und die hohen Investitionen in YNAP. Insgesamt sei der Großeinstieg von Farfetch eine Überraschung, da der Markt mit anderen Investoren wie etwa einem anderen Luxusgüterkonzern oder Alibaba gerechnet habe