Diamantbericht...Der Tag verlief bisher ziemlich gut. Schon am Vormittag zwei neue Bestellungen, eine für eine Hochzeit, die andere ist eine persönlich gestaltete Brosche für eine 70-jährige Jubilarin von ihrer Tochter. Und auch die Reparatur einer Schließe geht mir gut von der Hand. Da ertönt der Gong meiner Ladentür und kündigt hoffentlich neue Kundschaft an. Doch weit gefehlt: Es ist zwar eine Kundin, aber keine neue, doch trotzdem kenne ich sie schon ganz gut. Gewisse Kunden und ihre Eigenarten bleiben einem ja bekanntlich im Gedächtnis. Bei ihr ist es eine besondere Liebe zur Sparsamkeit, die ihren Charakter auszeichnet.

Zielsicher kommt sie auf mich zu, einen Ring in der Hand, den ich sofort als meine Arbeit erkenne. Den hatte ich vor ein paar Wochen für sie angefertigt. Besetzt ist er mit einem 0,19 Karat schweren Brillanten. Bei der Farbe hatte sie auf TW gesetzt, mit dem Reinheitsgrad si2. Wie gesagt, sie ist sparsam und wollte ja nicht zu viel für den Stein ausgeben. Und nun das: „Schauen Sie sich mal diesen Stein an, der ist ja vollkommen fehlerhaft. So geht das doch nicht“, wettert sie.

Ich werfe einen kurzen Blick auf den Brillanten und erkläre ihr ruhig: „Gute Frau, das ist kein fehlerhafter Stein. Es handelt sich hierbei um sogenannte Einschlüsse, die bei einem Brillanten Ihrer Preiskategorie durchaus üblich sind. Deshalb war der Stein doch so günstig, erinnern Sie sich?“ Doch die resolute Dame stellt sich stur. Was nun? Da sie trotz ihrer Sparsamkeit eine regelmäßige Kundin ist, will ich sie nicht vergraulen. Nach kurzer Rücksprache mit meinem Diamant-Lieferanten Brachfeld/60598 Frankfurt biete ich ihr einen kostenlosen Umtausch in lupenrein oder einen Austausch in VS gegen eine kleine Zuzahlung an. „Das wäre ja wunderbar“, freut sie sich, „dann nehme ich doch lupenrein!“ Auch ich kann diesen Deal guten Gewissens mit mir vereinbaren, denn mein Lieferant Brachfeld hat sich zuvor bereit erklärt, den anderen Brillanten kulanterweise in Zahlung zu nehmen – wenn das kein guter Service ist.