Interview: Was passiert auf dem Diamantmarkt?

 

Robert Brachfeld: Die Schleifereien verlieren das Vertrauen in den Markt und in ihr Geschäftsmodell. Schleifer arbeiten tagtäglich mit Herz und Verstand und am Ende haben sie kein Geld verdient. Viele Schleifer haben langfristige Verträge mit den Förderunternehmen – sie müssen die Rohware zu festen Preisen abnehmen. Wenn man dabei Geld verliert, greift schnell Panik um sich, schließlich muss man Löhne bezahlen und Kredite bedienen, mit denen man vorher die überhöhten Preise für Rohdiamanten bezahlt hat.

DB: Wo liegen die Gründe für den Preisanstieg für Rohdiamanten?

Robert Brachfeld: Das eigentliche Problem besteht darin, dass die Strukturen des Marktes und die Arbeitsweise der Beteiligten untragbar geworden sind. Ein recht einfaches Bild ergibt sich, wenn man den Weg des Geldes verfolgt: Die Banken verleihen Geld an Rohdiamantenhändler – oft sind 100 Prozent des Geschäfts fremdfinanziert. Je mehr Liquidität zur Verfügung steht, desto höher steigen die Preise. Denn: Wenn der Preis steigt, wird das Kaufen und Verkaufen von Rohdiamanten zu einem Spekulationsgeschäft, einem einfachen Weg schnell Geld zu verdienen. Schleifereien kaufen die teure Ware nur, um im Geschäft zu bleiben, verlieren aber bei jeder Transaktion Geld.

DB: Was steht zu befürchten?

Robert Brachfeld: Die Gefahr besteht darin, dass die Banken Geld aus dem System ziehen, weil der Handel mit Rohdiamanten als zu spekulativ eingestuft wird. Wenn die Banken den Schleifereien die Kredite kündigen, würde das zu Problemen führen. Auf der anderen Seite aber, wird das die Spekulation mit den Rohdiamanten beenden.

DB: Welche Möglichkeiten sehen Sie?

Robert Brachfeld: Ein paar Schritte in die richtige Richtung sind schon unternommen worden. Zunächst einmal dürfen die Banken, vor allem indische, nur noch vernünftige, kreditwürdige Kunden finanzieren. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, dass für alle Transaktionen ein gewisses Eigenkapital nötig ist. Das würde Liquidität aus dem Markt nehmen, die Nachfrage nach Rohdiamanten würde deutlich sinken und den Preis regulieren. Es kann nicht sein, dass nur durch den Kauf und den Verkauf von Rohdiamanten so viel Geld zu verdienen ist, dass sich nachher das Schleifen nicht lohnt.

DB: Sehen Sie bereits Anzeichen einer Änderung?

Robert Brachfeld: De Beers hat auf seiner letzten Sichtung die Preise gesenkt. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die Banken gehen deutlich vorsichtiger mit der Kreditvergabe um, weniger Liquidität bedeutet weniger Spekulation und weniger Nachfrage. Gleichzeitig steigen die Preise für geschliffene Diamanten langsam wieder, und damit könnte der Markt in den nächsten Wochen und Monaten langsam zu normalen Verhältnissen zurückkehren.

DB: Herr Brachfeld, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Mehr Artikel von: Robert Brachfeld,