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Leerstände

Leere Schaufenster, Räumungsverkauf und geschlossene Kneipen: Der Wandel war auch schon vor Corona da. Doch die Pandemie beschleunigt ihn deutlich. Geschlossene Läden, leerstehende Verkaufsflächen und die Suche nach neuen Konzepten: Die Corona-Pandemie ist an den Einkaufsstraßen in den Innenstädten nicht spurlos vorübergegangen. Ladenbesitzer und Gastronomen mussten ihre Geschäfte aufgeben. Große Kommunen berichten von Leerständen in den Innenstädten. Zum Teil seien diese aber nicht so groß, wie zu befürchten gewesen sei. Dass die Innenstädte und der Handel unter Druck sind, das war schon vor Corona so", sagt der Hauptgeschäftsführer des hessischen Handelsverbandes in Frankfurt, Sven Rhode. Konkrete Zahlen zu Ladenschließungen gibt es laut Rohde noch nicht.
Aber der Trend zur Umstrukturierung der Innenstädte sei durch die Pandemie um sieben bis acht Jahre beschleunigt worden. Auf diesen Druck seien viele Kommunen nicht vorbereitet." Die Einkaufsstraßen sind in einem Wandel, der nach Auffassung von Städten und Kaufleuten auch ohne die Pandemie gekommen wäre, wie eine Umfrage ergab. In einem bis Mitte September laufenden Projekt „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" können Kommunen Geld des Bundes für innovative Konzepte bekommen. "Aus meiner Wahrnehmung ist Corona hier der Katalysator einer zwingenden Entwicklung", sagt der Vorsitzende der City Kaufleute Kassel", Alexander Wild.
Durch die Homeoffice Entwicklung sei auch ein Rückgang der Büroflächen zu erwarten. Eine Entwicklung, die man auch in anderen Städten sieht. „Corona hat das Ganze beschleunigt", sagt Daniel Freimuth von der Hanauer Marketing GmbH. In der Kommune mit 100 000 Einwohnern habe man die Frage der Innenstadtentwicklung schon 2019 gestellt und als eine der ersten Städte ein Vorkaufsrecht beschlossen. „Wir sind involviert in alle Verkäufe. Das gibt uns einen Hebel in die Hand", sagt Freimuth. So könne man Immobilienspekulationen vorbeugen - denn keiner wolle das nächste Nagelstudio oder den nächsten Handyladen. So sei in einem früheren Schuhgeschäft in Toplage der Kunstkaufladen „Tacheles" eingezogen. Dort können Künstlerinnen und Künstler aus der Region ihre Arbeiten ausstellen und verkaufen. So habe der Besitzer Leerstand vermieden - und komme ein neuer Interessent für das Ladengeschäft, werde der Kunstkaufladen in einer anderen leerstehenden Immobilie untergebracht. Ein Mittel seien auch sogenannte Pop-up-Flächen, also kurzfristige Mietverträge mit wechselnden Angeboten in den Geschäften. Ein Modell, das auch Alexander Wild in Kassel sieht. Kunden möchten mehr Entertainment, mehr Wechsel, mehr Anreize, um die Innenstädte zu besuchen. Von Leerständen berichten alle Kommunen. Doch ist das Ausmaß offensichtlich bei Weitem nicht so groß, wie zu Beginn der Pandemie befürchtet. Städte wie berichten über Fluktuation in den Innenstädten. "Bislang halten sich die Schließungen und Neueröffnungen die Waage, sodass die Leerstandsquote in der Darmstädter Innenstadt erfreulich niedrig ist. Das hat uns positiv überrascht", sagt ein Sprecher.
Im zweiten Jahr der Pandemie hat sich bisher die Zahl der Leerstände im Einzelhandel und in der Gastronomie eher positiv entwickelt", heißt es in Wiesbaden. Allerdings nahmen Kommunen und Ladenbesitzer auch Geld in die Hand: Es gab Hilfsprogramme, finanzielle Unterstützungen, Mietzuschüsse, niedrigere Mieten oder sogar Stundungen. Zum Beispiel auf der Frankfurter Zeil sind Rohde zufolge Mieten um bis zu 40 Prozent gesunken, um Leerstand zu vermeiden. „Es gab schon vor Jahren die Diskussion, wie belebe ich die Innenstadt", sagt Rohde. Corona beschleunige den Prozess. Gründe für die sinkende Attraktivität seien der Onlinehandel, der demographische Wandel oder auch Gewerbegebiete an den Stadträndern. Wir brauchen eine Idee, der Mix ist wichtig." Nötig sei eine Mischung von Handel, Kultur, städtischen Einrichtungen, Gastronomie und Wohnen, um die Innenstädte zu beleben. Auch Wild ist sicher: „Es wird immer weniger Leute geben, die in die Innenstadt kommen, um eine Uhr zu kaufen."