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Nicht mehr tragfähig

Die Kaufhauskette Galeria hat das Insolvenzverfahren nach sieben Monaten beendet. Vom 1. August an wird das Unternehmen mit 83 Warenhäusern und 12.000 Mitarbeitern abermals versuchen, Kunden von einem Konzept zu überzeugen, das in den Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahren des vorherigen Jahrhunderts ein Kassenschlager war: Alles unter einem Dach. Auch wenn es die Warenhausnostalgiker nicht wahrhaben wollen: Das Konzept ist in Deutschland nicht mehr tragfähig.
Aus dem „alles" ist längst ein „manches" geworden. Das, was Menschen für den täglichen Gebrauch in einem Warenhaus suchen könnten, finden sie dort schon längst nicht mehr. Die Kundschaft beklagt dabei stets den Verlust der einst beispiellosen und umfangreichen Kurzwaren-Abteilung. Mit dem gelegentlichen Verkauf eines Reißverschlusses oder einer Doppelrolle Nähgarn ist aber keine auskömmliche Marge zu machen. Wie sich Marge machen lässt, hat der amerikanische Handelsgigant Amazon vorgemacht, der als Buchhändler gestartet die Chancen des Internets früh erkannte und zum Vollsortimenter wurde. Bei Amazon gab es schon die Möglichkeit der Lieferungen am nächsten Tag, da beschwor man bei Karstadt noch das Einkaufserlebnis in den Innenstädten. Der mit vielen Ideen ausgestattete Manager Thomas Middelhoff ersann mit seinem Team erst den Kunstnamen Arcandor für die Kaufhaus-Aktivitäten und wanderte dann für etwas zu viel Phantasie in der Führung des Unternehmens ins Gefängnis. Berggruen, Benko, Baker, Beetz, schon viele Investoren haben sich an der Marke Galeria versucht, von der nicht viel mehr übriggeblieben ist als eine Erinnerung aus dem Wirtschaftswunderland. Keiner der Investoren wollte wahrhaben, dass nur geschulte und motivierte Mitarbeiter, die mit dem punkten, was im Internet noch immer nicht möglich ist: Beratung vor Ort.

Und hier kann nur der Fachhandel punkten. Ich glaube nicht, dass Galeria die Mitarbeiter auf das Niveau des Fachhandels schulen kann.

Herzlicht

Ihr Robert Brachfeld