• Kategorie: Topstory
  • Aufrufe: 2035

Offener Brief

Sehr geehrte Herren Braunberger, Kaube, Knop und Kohler!

Mit großem Befremden haben wir die von Ihrer Redaktion veranlasste Bildauswahl zum Artikel „Corona-Hilfen locken Betrüger an“ in Ihrer gedruckten FAZ Ausgabe vom 6. April dieses Jahres zur Kenntnis genommen. 

Oberhalb der erwähnten Überschrift haben Sie nämlich ausgerechnet das Bild eines Schaufensters platziert, das ohne Zweifel die Auslage eines Juweliers zeigt. Um dieser missglückten und ehrenrührigen Motivauswahl die Krone aufzusetzen, ist das Bild mit dem Satz „Soforthilfen in der Pandemie-Zeit: Sie sind wichtig für zwangsgeschlossene Unternehmen, stehen aber auch immer wieder im Zentrum von Betrugsvorwürfen“ untertitelt.

Damit suggerieren sowohl die Bildauswahl als auch die Bildunterschrift dem Leser, dass es gerade die Schmuck- und Uhrenbranche wäre, die im Fokus der Betrugsvorwürfe stehen. Diesem falschen Eindruck muss an dieser Stelle deutlich und unmissverständlich widersprochen werden! Die stationären, oft inhabergeführten Fachhandelsgeschäfte der Juweliere, Goldschmiede und Uhrmacher sind massiv von den bereits viele Monate andauernden Schließungen ihrer Ladenlokale betroffen und haben aus diesem Grunde erhebliche Absatzeinbußen hingenommen. Viele kleine Geschäfte kämpfen um ihre Existenz, da sie trotz der vollmundig von der Politik angekündigten Hilfsmaßnahmen kaum oder nur in sehr geringem Umfang von diesen Corona-Hilfen profitieren. Es ist nicht nur der hohe bürokratische Aufwand, der viele Ladeninhaber davon abhält, überhaupt solche Unterstützungsleistungen in Anspruch zu nehmen, sondern auch die eigene Berufsehre.

So kommt es, dass in der Tat deutlich weniger Inhaber der kleinen und mittelständischen Unternehmen, wie sie unsere Branche nun einmal repräsentiert, an den bisher verteilten Staatshilfen partizipiert. Viele Betroffene sind dazu gezwungen auf private Reserven zurückzugreifen.

Den durch die Pandemie ausgelösten Härten für die Branche spricht Ihre Bildauswahl jedoch Hohn: Durch die Bank weg verbreiten Sie mit dieser ungebührlichen und plakativen Aufmachung mit einem Schaufensterbild aus Schmuckbranche das Zerrbild, dass in diesem Bereich vorrangig Betrüger unterwegs seien, um die staatlichen Hilfen abzukassieren.

Durch die von Ihrer Redaktion so unbedacht ausgewählten Bebilderung Ihres Beitrags leisten Sie einer pauschalen Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes Vorschub und müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, einer ganze Generation von ehrlichen Kaufleuten ihre Berufsehre streitig zu machen. Die in unserer Branche tätigen Ladeninhaber sehen sich aufgrund der schlecht koordinierten und oftmals jeglicher Logik entbehrenden Maßnahmen der politischen Führung auf Bundes-, Landes und Gemeindeebene in vielen Fällen existenziellen Nöten ausgesetzt.

Daher möchten wir Sie auffordern, mit solchen reißerischen Motiven nicht noch weiteres Öl in eine Diskussion zu gießen, die doch vor allem eines braucht: Eine ruhige Hand, sachliche Argumente und einen schlüssigen Plan, wie dem Einzelhandel in dieser historisch einmaligen Situation effektiv geholfen werden kann. Zu diesem Dialog laden wir Sie herzlich ein, verbunden mit der Hoffnung, dass sich Ihre Redaktion in Zukunft besser überlegt, welche Botschaft die von ihr verwendeten Bilder auf die Leserschaft ausstrahlen. Schließlich heißt es nicht umsonst „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Das gilt in diesem Falle aber auch für Sie und Ihre Redaktion, denn dieses Bild, was Sie verwendet haben, zeigt vor allem eines, nämlich eine große Gedankenlosigkeit!

Im Namen unserer Leserschaft verbleiben wir

mit kollegialen Grüßen

DIAMANTBERICHT