Dichtung und Wahrheit

Weltweit fällt sogar jeder 4. der aktuell noch 2.000 lizenzierten Verkaufsstellen für die Chronographen der Eidgenossen der neuen Strategie zum Opfer, den Absatz verstärkt selbst in die Hand zu nehmen und gleichzeitig den Vertrieb über den Onlinehandel auszubauen. Was bedeutet das für den Kunden? Nun, für die, die in den Metropolen sitzen, ändert sich wohl nicht viel. Vielleicht müssen sie zukünftig in ein anderes Stadtviertel fahren, um ihre Breitling zu erwerben oder warten zu lassen. Zum anderen eröffnet der Online-Handel ihnen natürlich die Möglichkeit, sich ihr Modell direkt nach Hause liefern zu lassen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen 40 langjährige Konzessionäre in Deutschland ab April ohne Breitling im Sortiment da. Zu den Auswahlkriterien gehören laut Presseabteilung des Unternehmens Punkte wie „Konkurrenzumfeld, Visibilität, Verkaufsunterstützung, Lagerhaltung und Lagerumschlag“. An den letztgenannten ist abzulesen, wo die Reise hingeht: Kleinere Händler mit weniger Umsatz werden ausgemerzt, die großen zukünftig hofiert. Und das, obwohl die ersteren eindeutig die besseren Margen bringen, da sie Breitling die geforderten VK-Preise ohne Murren bezahlen. Dass die Schweizer damit ihre treuesten Stützpfeiler im stationären Fachhandel so nonchalant aus dem Spiel kegeln, ist das eine: Das andere ist, dieses dann in der entsprechenden Pressemitteilung als „Verstärkung der Präsenz in Deutschland“ zu bezeichnen. Für viele kleinere Händler dürften diese Worte bestenfalls wie bittere Ironie klingen, für die meisten allerdings sind sie ein Hohn auf ihren Abgesang.

Ihr Dipl. Kfm. Robert Brachfeld
-DB-Herausgeber-