• Kategorie: DB gratuliert
  • Aufrufe: 107

Seit 125 Jahren an der Huntestraße

Geschäfte kamen und gingen, Häuser wurden neu gebaut und abgerissen: Das Gesicht der Wildeshauser Huntestraße hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder verändert. Gleich geblieben ist ein Familienbetrieb, der inzwischen in der vierten Generation geführt wird und jetzt vor einem ganz besonderen Jubiläum steht. Im Oktober 1895 gründete der Ackerbürgersohn Diedrich Meyer ein Uhrenfachgeschäft an der Huntestraße. Und heute, 125 Jahre später, gibt es das Unternehmen als Meyer & Rademacher/27793 Wildeshausen immer noch. Es wird von Inge (51, geborene Rademacher) und Tom Lagerpusch (50) geführt. Dabei war die Tätigkeit als Uhrmacher vor 125 Jahren für Diedrich Meyer eher eine Notlösung.

„Mein Opa war kleinwüchsig und etwas kränklich, er konnte nicht in der Landwirtschaft arbeiten“, erinnert sich Herbert Rademacher. Der 90-Jährige war 1963 ins Unternehmen eingestiegen, das er lange mit seinem Vater Hermann Rademacher, Diedrich Meyers Schwiegersohn, führte. 2003 wurde der Betrieb an die nächste Generation übergeben und geteilt: „Rademacher Hören & Sehen“ ging an Tochter Ute Rademacher, „Rademacher & Meyer“ an Tochter Inge und ihren Mann Tom Lagerpusch.

Getreu dem Motto „Was mein Vater macht, mache ich auch“ stand es für Herbert Rademacher außer Zweifel, ins Familiengeschäft einzusteigen. „Das wurde mir schon als Kind eingebläut“, sagt er mit einem Lächeln. Sichtlich stolz ist er auf die jetzige Generation. „Junges Blut gibt wieder Auftrieb.“

Tom und Inge Lagerpusch arbeiten daran, dass der Betrieb nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch eine aussichtsreiche Zukunft in der Kreisstadt hat. Diese zu verlassen, sei nie ein Thema gewesen, sagt Inge Lagerpusch. Sie ist gelernte Goldschmiedin. Deswegen und dank der Uhrenwerkstatt kann der kleine Betrieb mit fünf Angestellten auch auf individuelle Kundenwünsche eingehen.

Dabei geht es auch um die intensive Betreuung von Stammkunden. „Es gibt im Unternehmen keine Anonymität, sondern ein familiäres Miteinander. Das spiegelt sich auch im Umgang mit der Kundschaft wieder“, sagt Tom Lagerpusch. Kurz steht er auf, um ein besonderes Erinnerungsstück zu holen. Eine alte Taschenuhr, die eines Tages ein Kunde vorbeigebracht hat. „Diedrich Meyer“ ist vorne zu lesen. Als Lagerpusch die Uhr öffnet, ist hinten das Jahr 1939 eingraviert. „Es ist schon toll, wenn so ein Stück nach so langer Zeit wieder zurückkehrt“, findet er. Und: Die Uhr funktioniert auch nach mehr als 80 Jahren noch, nachdem Lagerpusch sie aufgezogen hat.

War die klassische Taschenuhr in den 1930er-Jahren noch angesagt, hat sich die Modellpalette natürlich inzwischen gewandelt. Neben Uhren bietet „Meyer & Rademacher“ auch Schmuck vom Ohrring über Ketten bis zu Trauringen an. Vor allem bei Letzteren hat sich die Auswahl stark vergrößert. „Früher gab es 20 verschiedene Exemplare, heute können sich Kunden ihre Ringe mit einem Konfigurator selbst gestalten“, so Tom Lagerpusch.

Auch was Schmuck angeht, gibt es immer wieder sehr individuelle Wünsche. Inge Lagerpusch berichtet von einer Frau, die eine Erinnerung an ihren verstorbenen Mann haben wollte. Daraufhin wurde dessen Fingerabdruck in ein Schmuckstück eingearbeitet.

„Wir betreuen Kunden teilweise über Generationen“, sagt Tom Lagerpusch. „Vom kleinen Kind, das ganz aufgeregt ist, weil es Ohrlöcher bekommt, bis zum Schmuck für die eiserne Hochzeit.“