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De Grisogono verprasste Millionen

des ehemaligen Präsidenten Angolas, wird Vetternwirtschaft und Korruption vorgeworfen. Nun deckt das Datenleck «Luanda Leaks» auf, dass die Familie hunderte Millionen öffentlicher Gelder in ihre Richtung lenkten. Nur ein Heer von Helfer machten das möglich, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Mittendrin: ein Genfer Juwelier und ein Zuger Anwalt.
2011 war der Juwelier De Grisogono hochverschuldet – es drohte der Konkurs. Die Rettung kam aus Angola: Sodiam, die staatliche Diamantenfirma, und Sindika Dokolo, der Schwiegersohn von José dos Santos, übernahmen die Firma je zu 50 Prozent.

Das Geld kam aber nur von Sodiam. Mindestens 140 Millionen Dollar steckte sie in De Grisogono. Einen Gewinn erhielt die Staatsfirma aber nie – stattdessen verzeichnete der Juwelier weiter Verluste.

Sindika Dokolo übernahm die Hälfte eines Genfer Juweliers.
Das Staatsgeld floss stattdessen in glamouröse Luxus-Partys in Cannes (F) oder Gstaad BE, unwirtschaftliche Expansionspläne oder die Entwicklung teurer Uhren, die keine Abnehmer fanden.

Dokolo bestreitet, dass das Geld nur aus Angola stamme. Er behauptet ohne Beweise, er habe selber die Hälfte, rund 115 Millionen Dollar, beigesteuert. Den «Luanda Leaks» zufolge hatte Dokolo der Firma im November 2015 aber lediglich ein Darlehen von 17 Millionen gewährt. Der Staat hatte hingegen schon 110 Millionen investiert.

Seine Hälfte an De Grisogono hielt Dokolo via eine Zuger Holding-Firma. Betreut wurde diese von einem ehemaligen CVP-Lokalpolitiker und Wirtschaftsanwalt. Deren wichtigste Beteiligung wurde – wie der Genfer Juwelier – von einem angolanischen Staatsunternehmen finanziert.

Auch hier machte der Staat grosse Verluste – profitieren konnten dafür Isabel dos Santos und ihr Mann Sindika Dokolo.

Beteiligt an den dubiosen Geschäften war auch der Zuger Anwalt, wie der «Tagesanzeiger» weiter berichtet. Als Verwaltungsratspräsident der Holding unterzeichnete er einen wichtigen Vertrag für einen Deal.

Zu den Vorwürfen meint der ehemalige Politiker: "Ich hatte nie Anhaltspunkte, die mich an der Legitimität der Geschäfte hätten zweifeln lassen.» Dos Santos und Dokolo würden zwar auch kommerzielle Interessen verfolgen. «Aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass ihnen die wirtschaftliche Entwicklung Angolas sehr wichtig ist."
Anhaltspunkte, an der Legitimität zu zweifeln, hätte es genug gegeben: Bereits seit 2010 gab es unzählige Berichte über fragwürdige Praktiken der Familie. Und schon damals wurde Isabel dos Santos mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

An den Machenschaften der Holding-Töchter schien sich der Anwalt aber nicht zu stören: «Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass bei der Schweizer Holding alles korrekt läuft und dokumentiert wird; dass sie über revidierte Jahresabschlüsse verfügt und so weiter.»

Dafür erhielt er 100'000 Franken pro Jahr. Nun ist damit aber Schluss: Nachdem er mit den Luanda Leaks konfrontiert wurde, hat er sein Mandat als Verwaltungsratspräsident der Holding per sofort niedergelegt.

Im Zentrum des Datenlecks stehen Isabel dos Santos und ihr Ehemann. Über 700'000 Dokumente wurden der «Platform to Protect Whistleblowers in Africa» mit Sitz in Paris übergeben.

Diese teilte die unzähligen E-Mails, Verträge oder Excel-Tabellen wiederum mit dem Journalisten-Konsortium ICIJ. Dazu gehören die «New York Times», die «BBC» oder auch Tamedia.
Angola ist eigentlich sehr reich an Bodenschätzen wie Erdöl oder Diamanten. Trotzdem leben rund 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die neue Regierung könnte aber einen Wendepunkt bedeuten. Sie will die Korruption bekämpfen. Und sie war es auch, die das Vermögen von Isabel dos Santos einfrieren und sie 2017 von der Spitze der staatlichen Ölgesellschaft Sanagol entfernen liess.